Türchen auf: In diesem Jahr erzählen Hamburger*innen im FINK.HAMBURG-Adventskalender von ihrer Weihnachtszeit. Für Thomas Wittenburg ist Weihnachten ein Fest der Besinnlichkeit, Ruhe und Familie – auch im Gefängnis.

Thomas Wittenburg ist Vorsitzender des Landesverbandes Hamburgischer Strafvollzugsbeamten (LVHS). Der 59-jährige verbringt Weihnachten am liebsten ruhig und besinnlich mit der Familie. Er hat viele Jahre an Weihnachten in Hamburgs Gefängnissen gearbeitet. Im Interview mit FINK.HAMBURG erzählt er, wie Weihnachten im Gefängnis gefeiert wird und was das Fest für die Insassen bedeutet.

Wie ist die Arbeit an Weihnachten im Gefängnis?

Als die Kinder noch klein waren, habe ich Nachtschichten gemacht. Wir haben abends die Bescherung gemacht und anschließend bin ich in den Nachtdienst gegangen – so konnte ich tagsüber viel für die Familie da sein. Das Besondere an Weihnachten im Gefängnis ist, dass die Insassen sentimental werden. Selbst die größten Banditen werden weich im Herz.

Wie feiern die Insassen Weihnachten?

Die Gefangenen schmücken ihre Hafträume. Sie bekommen zu Weihnachten aus ihrer Habe Lichterketten und der eine macht mehr, der andere weniger. Auf jeder Station steht ein Tannenbaum und in den Aufsichten machen wir natürlich auch mal eine Kerze an. Das ist schon ganz gemütlich. Zu Weihnachten gibt es täglich Besuch für die Gefangenen. In Santa Fu gibt es Kaffee und Kuchen.

Meist findet an Heiligabend eine Weihnachtsfeier für die Kinder der Insassen statt. Alles wird nett gemacht, damit ein bisschen Dampf aus dem Kessel genommen wird. Weil die Väter ihre Familien besonders an Weihnachten vermissen. Sobald gesichert ist, dass die Familien zu Besuch kommen, geht es dann auch wieder. Dann freuen sie sich drauf und genießen das auch sehr.

Nimmt Sie die Trauer der Insassen über das Getrenntsein von ihren Familien mit?

Wenn mich das alles mitnehmen würde, wäre es der falsche Beruf für mich. Man macht sich seine Gedanken darüber und registriert es auch, aber mitnehmen darf es einen nicht. Es nimmt einen eher mit, wenn die Kinder wieder gehen müssen. Die können in der Regel nichts dafür, dass der Vater hier ist. Oder wenn die Frauen und Mütter weinen, weil ihre Jungs wieder in die andere Richtung gehen müssen.

Meine Schutzbefohlenen hingegen wissen, dass sie es selbst zu verantworten haben. Dass die Insassen teilweise traurig sind, zeigt mir, dass sie Restanstand haben und dass nicht alles schlecht ist in dem Menschen, der einem gegenüber steht.

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Titelfoto: Jannik Golek