Eigentlich arbeitet FINK-Redakteurin Caterina jede Weihnachten im Familienunternehmen. Dieses Jahr muss sie sich wegen Corona eine neue Tradition suchen – und lässt sich vom Flötenspiel, den dankbaren Omas und der Stressresistenz ihrer Kolleg*innen inspirieren. 

Normalerweise stehe ich, seitdem ich 13 Jahre alt bin, jedes Jahr an den Weihnachtsfeiertagen im Geschäft meiner Eltern und verkaufe Glühwein nach dem Rezept meiner Uroma. Normalerweise. Gerade sieht es nämlich so aus, als hätten meine Familie und ich dieses Mal so richtig besinnliche Feiertage, ohne Glühwein-Massenabfertigung. Denn die Gastronomie wird wohl über Weihnachten wegen Corona geschlossen bleiben.

Wohin mit der ganzen Besinnlichkeit?

Das bedeutet: viel Zeit für mich und meine Familie. Und Ruhe: Schließlich sind wir es gewohnt, feierwütige Tourist*innen mit diversen Heißgetränken zu versorgen, während die Lautsprecherboxen vor dem Geschäft die Weihnachtsklassiker spielen – immer ein bisschen zu laut, sodass man die Gesprächspartner*innen nur schwer versteht. Aber nach dem dritten Punsch ist das meistens sowieso egal.

Das ist also meine Weihnachtstradition: Mit der ganzen Familie im Geschäft arbeiten. Arbeitszeit ist Familienzeit. Trotz Stress haben wir dabei Spaß: Wir ziehen uns unsere Weihnachtspullis an, setzen Rentiergeweihe oder Weihnachtsmützen auf und grölen bei unseren Lieblingssongs mit. Manchmal fällt mir eine Glasflasche voll mit klebrigem Likör herunter. Wer mich kennt, weiß: Sowas gehört zur Tagesordnung. Das liegt an meiner mangelhaften Hand-Augen-Koordination gepaart mit selbstgemachter Stress und Hektik.

Dieses Jahr müssen wir uns also eine andere Tradition suchen. Deswegen habe ich mich von meinen FINK-Kolleg*innen inspirieren lassen und nachgefragt: Was ist Eure ganz persönliche Weihnachtstradition?

Patrick: Das fast vergessene Flötenspiel

Früher haben meine Schwester und ich vor der Bescherung immer ein paar Weihnachtslieder auf der Flöte gespielt. Das ist lange her. Trotzdem haben wir uns Jahre später gefragt, ob wir’s noch drauf haben. Seitdem wird zwischen dem vielen guten Essen bei den Großeltern wieder die Flöte ausgepackt. Ob die restliche Familie das hören will? Uns doch egal.

Maja: Zwischen Tannenbäumen, Kirche und Dorfdisco

Mein Papa hat Weihnachten bis mittags noch seinen Laden geöffnet, wo er unter anderem Tannenbäume verkauft. Jedes Jahr stellt er die übrigen Bäume vorne an die Straße und hofft, dass er damit Menschen glücklich macht.

Meine Mama bereitet unterdessen wild das Fest vor, ich werde gezwungen das Haus zu saugen oder helfe in der Küche, während sich meine Schwester um ihre Pferde kümmert. Der Vormittag ist sehr stressig und die Stimmung ist angespannt. Denn: Bald gehen wir in die Kiche.

Obwohl der Gottesdienst schon um 14 Uhr beginnt, wollen wir vorher noch unbedingt auf den Friedhof. Dort hetzen wir dann durch die Gegend, nur um hinterher die Landstraße Richtung Kirche entlangzurasen. Dort sind wir immer die Letzten. Wir saßen noch nie, weil es keine Plätze mehr gibt. Aber das ist okay, denn meine Familie fühlt sich eher unwohl, wenn sie pünktlich irgendwo ankommen.

Danach geht es zum gemeinsamen Singen auf den “Dorfplatz”. Wir stimmen immer die gleichen Weihnachtslieder an, sogar die Gesangzettel haben sich seit gefühlt 20 Jahren nicht verändert. Dazu trinken wir Glühwein und haben irgendwann leicht einen sitzen. Dann geht es wieder nach Hause, wir essen, packen Geschenke aus.

Beim Essen bringt jede*r was mit. Ich mache immer Hummus und Falafel und am Ende bin ich die einzige, die das isst. Früher ging es dann noch in die Dorfdisco. Die hat jetzt geschlossen, deswegen spielen wir Gesellschaftsspiele.

Paula: Die dankbare Oma und das verbrannte Essen

Die Weihnachtstage mit meiner Familie sind immer etwas chaotisch: Das Essen brennt mindestens einmal an, meine Mama kommt wirklich immer zu spät, mein kleiner Neffe fährt mit seinem Holzauto durchs Wohnzimmer und meine Oma bedankt sich in regelmäßigen Abständen für den schönen Abend.

Seit mein Bruder seine eigene kleine Familie hat, verbringen wir Heiligabend bei ihm. Während er sich um die Gans kümmert, helfe ich meiner Schwägerin bei den restlichen Vorbereitungen. Im letzten Jahr haben wir es geschafft, sowohl die Gans als auch den Rosenkohl anbrennen zu lassen – das hat auch der Rauchmelder mitbekommen.

Während es aus der Küche also qualmte, es ohrenbetäubend laut piepte und mein Bruder und ich uns um das eine Paar Ofenhandschuhe stritten, um unser Essen zu retten, bedankte sich meine Oma für den schönen Abend.

Lorenz: Intensivworkshop im Stressmanagement

Weihnachten ist für mich traditionell Familienzeit – oder genauer gesagt: Zeit für meinen geliebten Intensivworkshop “Zeit- und Stressmanagement”. Die Familie ist groß und dabei ganz schön verteilt, alle haben schöne Pläne und ich bin gerne überall dabei: Baum schmücken bei Papa, Brunch bei Mama, Geschenke einpacken mit meiner Schwester, Essen bei Oma und zwischendurch Bierchen mit alten Freund*innen.

15 Essen und fünf Tage später geht’s zurück zum Bahnhof. Das wichtigste dabei: Durchatmen nicht vergessen, bloß nicht stressen lassen – wäre ja schade um die wertvolle Zeit. Dieses Jahr wird das wahrscheinlich anders. Aber manchmal muss man Traditionen eben brechen.

Jeden Tag könnt ihr im FINK.HAMBURG-Adventskalender 2020 ein neues Türchen öffnen. Die Redaktion von FINK.HAMBURG wünscht euch fröhliche Weichnachten und viel Spaß mit unserem Adventskalender!

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