Wärme aus verbranntem Müll: Die Stadt Hamburg hat ein Projekt ins Leben gerufen, mit dem die Abwärme der Müllverwertungsanlage in der Borsigstraße besser zur Fernwärmeversorgung genutzt werden kann. Die Behörde für Umwelt, Klimaschutz, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) hat dafür gemeinsam mit der Stadtreinigung Hamburg (SRH) und der Wärme Hamburg GmbH das Projekt „Erweiterte Wärmenutzung“ ins Leben gerufen.
Das Projekt soll Ende 2023 fertiggestellt werden. Allein durch das Projekt könnte Hamburg 104.000 Tonnen CO2 jedes Jahr sparen. Um eine einzige Tonne CO2 aufzunehmen, muss eine Buche ungefähr 80 Jahre lang wachsen. Eine Tonne CO2 entspricht etwa dem Volumen eines Schwimmbades mit vier 25-Meter-Bahnen.
Wärmenutzung durch Müllverbrennung
In der Müllverwertungsanlage an der Borsigstraße werden mehr als 320.000 Tonnen Müll jährlich verbrannt. Jetzt soll dabei CO2 eingespart werden. Und zwar soll der von der Müllverwertungsanlage erzeugte Rauch zukünftig energetisch genutzt werden. Der Prozess dahinter: Die Rauchgase werden abgekühlt und daraus wird neue Wärme erzeugt. Klingt erst mal widersprüchlich, ist aber ein physikalischer Prozess. Wärme Hamburg stellt hierfür eine Wärmepumpe bereit. Diese nutzt die Energie des Rauches und wandelt kaltes Rücklaufwasser in Fernheizwasser um. Dank dieses Verfahrens können letztlich 35.000 Hamburger Haushalte mit klimaneutraler Abwärme versorgt werden. Drei Verbrennungslinien der Anlage werden dafür direkt an das Fernwärmenetz der Wärme Hamburg angeschlossen. Somit wird eine Leistungssteigerung der Müllverwertungsanlage ermöglicht.
Bislang wird die Energie in Form von Dampf an das Heizkraftwerk Tiefstack geliefert und von dort in das Fernwärmenetz eingeführt. Zukünftig soll der direkte Anschluss der Anlage an das Netz ermöglichen, die Leistung zu steigern. Dadurch müssen in Tiefstack weniger fossile Brennstoffe, wie etwa Braunkohle und Steinkohle, verfeuert werden. Bislang deckt das Kraftwerk einen Großteil des Fernwärmebedarfs Hamburgs mit Steinkohle.
Ein echtes Zukunftsprojekt
“Ein echtes Zukunftsprojekt”, so nennt Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft das innovative Projekt an der Müllverwertung Borsigstraße. “Wir bringen damit nicht nur den Kohleausstieg im Heizkraftwerk Tiefstack voran, sondern machen einen großen Schritt auf unserem Weg zum endgültigen Kohleausstieg,” so Kerstan. Ohne den zusätzlichen Einsatz von Abfall als Brennstoff kann zukünftig ein großer Anteil Wärme für das Hamburger Netz verwendet werden. Das geht aus einem Statement von Michael Beckereit, dem technischen Geschäftsführer der Wärme Hamburg GmbH, hervor.
Kann Müllverbrennung gut fürs Klima sein?
Müllverbrennung fürs Klima – zu schön um wahr zu sein? Auf Anfrage von FINK.HAMBURG sagt Greenpeace: “Grundsätzlich befürworten wir die energetische Nutzung von Müll.” Ein Sprecher der Non-Profit-Organisation weist aber darauf hin, dass Müllverbrennungsanlagen nur den Teil der Wärmeversorgung übernehmen sollten, der nicht durch erneuerbare Quellen abgedeckt werden kann. Denn: “Das Verbrennen von Müll ist weder klimaneutral noch erneuerbar.” Daher sollte im Idealfall eher auf die Reduzierung von Müll in diesen Anlagen gesetzt werden.
Kosten in Höhe von 55 Millionen Euro
Die Arbeiten am ersten Bauabschnitt laufen seit vergangenem Mai. Unter anderem entsteht an der Borsigstraße ein neues Betriebsgebäude, wo Wärmepumpen und eine Wasseraufbereitungsanlage untergebracht werden. Die Kosten für das Projekt betragen etwa 55 Millionen Euro. Da das Projekt adaptierbei sei, möchte die Stadt zukünftig auch die Müllverwertungsanlage am Rugenberger Damm entsprechend umrüsten.
Leistung von rund 350.000 Megawattstunden pro Jahr
Das Projekt laufe in zwei Stufen ab: Zunächst sollen im kommenden Jahr die zwei Kessel der Müllverbrennung an das Hamburger Fernwärmenetz angeschlossen werden. Bis Ende 2023 folge ein Biomassekraftwerk, in dem Altholz verbannt wird. Erst dann stehe die gesamte Leistung der rund 350.000 Megawattstunden pro Jahr zur Verfügung, mit denen etwa 35.000 Haushalte in Hamburg mit Fernwärme versorgt werden können.
law/mar/elb/dpa