Kaum ist die Weihnachtsgans verdaut, steht Silvester schon vor der Tür. Der Stress, diesen Tag besonders zu feiern, gehört zum guten Ton – same procedure as every year. Dabei ist das unnötig.
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Das erste Problem mit Silvester ist die Frage: Was macht man an diesem Abend? Der Druck, etwas Besonderes mit Freund*innen, der Familie oder dem*der Partner*in zu machen, ist immens. Entweder man fährt an Silvester weg – das ist aber natürlich nur möglich, wenn man schon im August gebucht hat. Oder man schmeißt zu Hause die große Silvesterparty. Auch nicht einfach.
Die perfekte Silvesterparty?
Die Messlatte für Gastgeber*innen von Silvester-Partys liegt hoch, denn es muss einfach durch und durch großartig werden. Aber wen lädt man ein? Nur die engsten Freund*innen oder gleich das ganze Kontaktbuch? Und was kocht man für die Partymeute? Eigentlich wollen alle Raclette essen, aber mit 20 Leuten wird es eng vor den Pfännchen. Vielleicht trifft man sich doch erst zum Trinken, um dann vier Stunden vor einem Club anzustehen? Aber Deko darf auf keinen Fall fehlen, ebenso wenig wie ein schickes Outfit – und vereinzelt werden dann noch Unsummen für Feuerwerkskörper ausgegeben.
Der Ablauf des Abends ist strikt durchgetaktet: Essen, Alkohol, Blei (heute eher Wachs) gießen und irgendwann verkrampft über Vorsätze sprechen. Der Höhepunkt des Abends ist auf die Sekunde genau festgenagelt. Erst zählen wir die letzten zehn Sekunden des Jahres herunter und um 24 Uhr müssen sich dann alle freuen und mit einem „Hurra!“ ins neue Jahr starten. Wenn man in einer Beziehung ist, muss ein Kuss her. Wenn man Single ist, sucht man den Abend über panisch nach einem Kuss. Oder man hat eben Pech gehabt. Der ganze Aufwand nur, weil am nächsten Tag ein neuer Kalender aufgestellt wird.
FOMO steht für „Fear of missing out“ und beschreibt die Angst, etwas zu verpassen. Oft hervorgerufen durch Beiträge auf Social Media. Quelle: Cambrigde Dictionary
Und wenn der Abend trotz aller Planung eine Pleite wird? Oder man es einfach mal nicht geschafft hat, etwas Tolles zu planen? Sofort kickt eine Art FOMO und man hat das Gefühl, irgendwie versagt zu haben.
Mehr Stress als Spaß an Neujahr
Der nächste Morgen katapultiert einen dann vollständig auf den harten Boden der Realität. Man realisiert, dass trotz aller Planung Silvester wie jeder andere Abend war – im Zweifel war es eher eine der schlechteren Partys. Noch schlimmer wird es dann, wenn man auf die Straßen schaut: Leere Sektflaschen am Straßenrand und die Überreste der Böller sind überall verteilt. Die eigene Wohnung sieht auch nicht besser aus.
Die Welt hat sich auch nicht ausschlaggebend verändert. Wir selbst auch nicht. Und wenn wir ehrlich sind, die Vorsätze des Vorabends – sei es den Veganuary diesmal wirklich durchzuziehen, nicht mehr so viel am Handy sitzen oder endlich mal wieder zum Sport gehen – werden wir sowieso nicht umsetzen. Meistens beginnt der 1. Januar ja schon damit, dass man den ganzen Tag mit Kater auf der Couch liegt und sich am besten noch die Reste des Vorabends aufwärmt.
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Also warum machen wir uns diesen Stress jedes Jahr aufs Neue? Auf Krampf muss an diesem Abend buchstäblich ein Feuerwerk entfacht werden. Wäre das genauso verboten wie das Böllern an diesem Abend, wären wir alle etwas entspannter und glücklicher. Warum nicht einfach mal mit Jogginghose auf der Couch einen Film auf Netflix schauen, um 23 Uhr einschlafen und wir sehen uns im nächsten Jahr? Und das ganz relaxt.