Nur noch zwei Monate bis zur Fußball-WM der Frauen. Fifa, ARD und ZDF liegen bei den Preisvorstellungen für die TV-Übertragungsrechte noch weit auseinander. Wer vor allem darunter leidet? Der Sport.
Die Spiele der DFB-Frauen werden nicht im deutschen Fernsehen übertragen – danach sieht es zumindest nach dem aktuellen Verhandlungsstand zwischen der Fifa und den Sendern aus. Am 20. Juli startet die Frauen-Fußball-Weltmeisterschaft in Neuseeland und Australien. Bislang haben ARD und ZDF noch keine TV-Übertragungsrechte.
Und das, obwohl zuletzt immer mehr Spiele der Frauen-Bundesliga im Free-TV gezeigt wurden. Frauen-Fußball ist immer stärker öffentlich wahrnehmbar. Im letzten Jahr wurden die Lizenzen für die kommenden fünf Spielzeiten vergeben. Pro Saison werden rund fünf Millionen Euro an die Vereine ausgeschüttet. Das ist 16-mal mehr als in den vergangenen fünf Jahren. Auch hier haben ZDF und ARD investiert und zeigen zehn Spiele pro Saison im Free-TV.
Zehn Millionen Euro für die Frauen-WM
Die Bereitschaft von den öffentlich-rechtlichen Sendern ist da, die Sender wollen Frauen-Fußball übertragen – allerdings nicht um jeden Preis. Da kommt die Fifa ins Spiel. Der Weltfußballverband richtet die WM aus – auch die der Frauen. Um die Spiele im deutschen Fernsehen zeigen zu dürfen, verlangt die Fifa von den jeweiligen Sendern zehn Millionen Euro. 150 Sender weltweit haben die Übertragungsrechte bereits gekauft. In Europa sieht es bislang düster aus: Neben Deutschland haben auch Spanien, Italien, Frankreich und Großbritannien die Rechte noch nicht erworben.
In Deutschland liegen die Preisvorstellungen zwischen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den Forderungen der Fifa weit auseinander. ARD und ZDF bieten laut Medienberichten insgesamt fünf Millionen Euro, also gerade mal die Hälfte – und sprechen mit Blick auf den Wettbewerb von einem fairen Angebot, auch in Anbetracht der Anstoßzeiten. Die Gruppenspiele gegen Marokko (10:30 Uhr), Kolumbien (11 Uhr) und Südkorea (12 Uhr) finden alle zu ungünstigen Zeiten in Deutschland statt.
Preisgeld für die Frauen-WM erhöht
Fifa-Chef Gianni Infantino indes beteuert, die Frauen-WM nicht unter Wert verkaufen zu wollen. Spätestens seit der Weltmeisterschaft der Männer in Katar sind edle Motive wie diese beim Wirtschaftsboss jedoch höchst unglaubwürdig. Man möge an das durch die Fifa verordnete Aus für die „One Love“-Kapitänsbinde denken.
Würde es der Fifa wirklich auf Förderung ankommen, würde sie freigiebiger mit den Lizenzen sein. Das verdeutlicht ein Blick auf die Zahlen: Das Preisgeld wurde nach der Frauen-WM 2019 in Frankreich verdreifacht auf 100 Millionen Euro. Hätte die Fifa einen Preis von fünf Millionen Euro pro Sendelizenz aufgerufen, wäre das Preisgeld mit 20 Ländern bereits finanziert gewesen. Zum Vergleich: Bei der Männer-WM wurde für die Spieler eine Gewinnprämie von 400 Millionen Euro ausgeschüttet.
Und gleich noch ein Gedankenspiel: Warum bedient man sich nicht am Geldtopf der Männer und deckt damit einen Teil der Kosten der Frauen-WM? Durch den Verkauf von Übertragungsrechten hat die Fifa schließlich allein im letzten Jahr knapp eine Milliarde Euro eingenommen – nur in Europa. Ein Großteil davon fällt auf den Männerfußball zurück.
Übertragungsfrust? Kennt man in Hamburg
Die Sender werden vermutlich nicht knirschend noch ein paar Millionen Euro aus der Tasche ziehen. Unserer Tasche quasi, schließlich bezahlen wir Bürger*innen durch den Rundfunkbeitrag die öffentlich-rechtlichen Sender. So begründet auch das ZDF seine Entscheidung im Rechtepoker: „Das Angebot, das ARD und ZDF für den Erwerb der Übertragungsrechte abgegeben haben, entspricht einem verantwortungsvollen Umgang mit dem Rundfunkbeitrag.”
Werden die Spiele der Frauen-Fußball-WM im deutschen Fernsehen nicht übertragen, leidet vor allem der Sport. In Hamburg kennt man solchen Übertragungsfrust ja bereits: Die Frauen vom Hamburger Sport-Verein sind richtig erfolgreich unterwegs. Sie durften, nach ihrer gewonnen Meisterschaft in der Regionalliga Nord eine Ehrenrunde vor dem Spiel der Männer gegen den SC Paderborn im Volksparkstadion drehen. So bot sich ihnen endlich mal eine große Bühne. Die Spiele der HSV-Frauen lassen sich aber bislang nicht im Fernsehen oder Internet verfolgen.
Zumindest das könnte sich ändern: Sollten die Frauen in die Zweite Bundesliga aufsteigen, gibt es die Möglichkeit, die Spiele kostenfrei im Livestream per Internet zu verfolgen.
Der erste Reportereinsatz von Fynn Hornberg, geboren 1999 in Hamburg, endete mit einer Schlägerei unter Kreisliga-Fußballspielern – er selbst hielt sich aber heraus. Seine Begeisterung für den Journalismus blieb, ebenso wie die für den Sport. Bereits im Bachelorstudium Sportjournalismus und -management in Frankfurt kombinierte Fynn seine Leidenschaften. Erste Erfahrungen sammelte er bei der Frankfurter Neuen Presse, bei Hit Radio FFH und in der Multimediaredaktion des Evangelischen Medienhauses Hessen/Nassau. Multi gefällt ihm generell am besten, egal ob Audio, Video oder Text. Privat liebt Fynn den HSV – geprügelt hat er sich im Stadion aber immer noch nicht. Kürzel: fyh