Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) im Rathaus.
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) möchte Hamburg besser auf Krisen vorbereiten. Foto: Marcus Brandt/dpa

Auch 2025 führt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine weiter. Eine Konfrontation mit der Nato wäre ein Szenario, das sich keiner wünscht. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher will die Hansestadt dennoch darauf vorbereiten.

Angesichts des Angriffskriegs in der Ukraine und zunehmender Spannungen zwischen Russland und der Nato bereitet sich Hamburg auf verschiedene Krisenszenarien vor. Mit ihrem Hafen, den Schienenwegen, den Autobahnen und dem Elbtunnel ist die Stadt ein wichtiger Knotenpunkt, etwa im Falle von Nato-Truppenverlegungen, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). Damit sei die Stadt auch ein mögliches Ziel von Angriffen und Sabotageakten.

Schon jetzt seien die Auswirkungen der hybriden Kriegsführung in der Hansestadt spürbar. „Wir haben zum Beispiel eine große Zahl an Cyberangriffen auf unseren Hafen“, so Tschentscher. Bislang seien alle abgewehrt worden. „Aber sollten sich diese Spannungen zwischen Russland und der Nato verschärfen, müssten wir damit rechnen, dass es zu härteren Sabotageakten gegen Hamburg kommt.“

Zivile Infrastruktur müsste zurückstecken

Hafen, Elbtunnel, Autobahnen – „all das würde im Falle einer, wenn auch nur präventiven Truppenverlagerung der Nato Richtung Baltikum gebraucht“, sagte Tschentscher. Für den Transport von Fahrzeugen, militärischer Ausrüstung und vieler Soldaten bräuchte die Bundeswehr dann große Teile der zivilen Infrastruktur. „All das würde dazu führen, dass die zivile Nutzung des Hafens, der Autobahnen, des Elbtunnels eingeschränkt wäre“, so Tschentscher.

Dabei dürften die Logistikketten für den zivilen Bereich aber nicht völlig zusammenbrechen. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir in diesem Szenario weiterhin ausreichend versorgt werden und dass es nicht zu Engpässen kommt, wie es zum Beispiel während der Blockade des Suezkanals oder in der Corona-Pandemie zwischenzeitlich der Fall war.“

Tschentscher: Wir brauchen Notfallpläne

Darauf bereite man sich zusammen mit der Bundeswehr vor. „Das ist sehr komplex.“ Es gehe darum, dass die Stadt resilient werde. Beispielsweise müsste die Stadt nach einer Sabotage der Wasser- und Energieversorgung schnell wieder handlungsfähig werden, sagte der Bürgermeister. „Dafür brauchen wir eine sorgfältige Analyse möglicher Schwachstellen und entsprechende Notfallpläne.“

Hinter den Kulissen werde bereits an solchen Plänen gearbeitet. Das sei mit großem Aufwand verbunden und brauche auch Zeit. „Es nützt aber nichts, die Augen vor der Bedrohung zu verschließen“, so Tschentscher. Das Personal und die Organisation des Krisenmanagements der Stadt seien daher verstärkt worden. In der Innenbehörde werde eine neue Krisenabwehrstruktur aufgebaut. „Das alles tun wir, weil wir diesen Fall, den wir alle nicht wünschen, in Betracht ziehen müssen.“

Hamburger*innen könnten bei Angriff in U- und S-Bahnen Schutz suchen

Zur Stärkung der Resilienz sollen auch Gespräche mit Unternehmen geführt werden. „Wir brauchen eine entsprechende Lagerhaltung, um nicht schon bei kleineren Störungen der Logistikketten in eine Krise zu stürzen“, sagte Tschentscher. „Alles, was wir im Voraus bedenken und was wir vorbereiten können, hilft uns im Falle einer Krise, von der wir ja hoffen, dass sie sich gar nicht ereignet.“

Ein zweiter wichtiger Punkt sei der Zivilschutz. „Wir sollten uns von der Überlegung trennen, dass uns die wenigen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg heute noch ausreichend schützen können.“ Bei seinem Besuch in Kiew habe Tschentscher gesehen, dass die Menschen bei einem Luftalarm andere Schutzräume aufsuchen – zum Beispiel Keller, Tiefgaragen oder U-Bahn-Stationen.

„Sie wurden zwar nicht als Bunker gebaut, sind aber gleichwohl geeignet, um sich bei Detonationen vor Trümmern und Glassplittern zu schützen.“ Am Beispiel Kiew sehe man, wie groß die Resilienz einer Stadt sein könne, wenn es Pläne dafür gebe, wo die Menschen Schutz finden und wie zerstörte Infrastruktur wieder hergestellt wird.

Bereits im letzten Jahr hat der Kommandeur des Landeskommandos Hamburg, Kurt Leonards, gefordert, dass sich die Stadt besser auf eine Konfrontation mit Russland vorbereitet. Im Konfliktfall würden Hamburg und Norddeutschland zur Drehscheibe für Truppen und Material. Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Behörden laufe in Hamburg allerdings großartig, so Leonards.

CDU-Chef Thering fordert weitere Schutzmaßnahmen

Dennis Thering, Landes- und Fraktionsvorsitzender der CDU, gehen die Schutzvorbereitungen nicht weit genug. Er stimme mit Tschentscher darin überein, dass sich Hamburg auf hybride Bedrohungen, kriegerische Auseinandersetzungen und Cyberangriffe vorbereiten müsse. „Jedoch reicht es nicht aus, beim Zivilschutz auf vorhandene Keller, Tiefgaragen oder U-Bahn-Stationen zu verweisen“, sagte Thering.

Vielmehr müsse bei der Stadtentwicklung bereits jetzt strategisch die Integration moderner Schutzeinrichtungen in neue Infrastrukturprojekte mitgedacht und realisiert werden, „die im Ernstfall der Bevölkerung Schutz bieten und im Alltag multifunktional genutzt werden können“, so Thering. Zudem forderte er eine Zivilschutz-Offensive und einen eigenen Operationsplan für Katastrophen- und Zivilschutz in Hamburg.

tog/dpa

Till Tognino, Jahrgang 2000, auf Bumble auch als der Junge mit dem „Colgate Lächeln“ bekannt, wollte eigentlich Goldschmied werden. Am Ende wurde es dann aber doch ein Journalismusstudium in seiner Heimat Magdeburg. Und siehe da - it’s a match. Seitdem schmiedet Till statt Goldketten lieber pointierte Texte. Mal für das MDR Fernsehen, dann für namibische Radiosender oder eine deutschsprachige Wochenzeitung in Spanien. Als selbsternannter „Politik-Nerd“ konnte er schon mit 13 alle Minister*innen aus Angela Merkels damaligem Kabinett aufzählen. Wenn er nicht gerade jemandem erklärt, was ein Überhangmandat ist, fotografiert er gerne. Lieblingsmotive: Papageien und Frösche aus Costa Rica, wo er acht Monate lang in einem Nationalpark gearbeitet hat. Kürzel: tog

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