Der Cast vom Musical & Julia in Hamburg auf der Bühne.
Neu in Hamburg: Das Musical „& Julia". Foto: Johan Persson/Stage Entertainment

Hamburg hat ein neues Musical. „& Julia” feierte am Mittwoch im Stage Operettenhaus Premiere. Glitzer, Gen Z-Witze und bekannte Stimmen: FINK.HAMBURG-Redakteurin Pauline hat die Show gesehen und verrät, ob sich ein Besuch lohnt. 

Das tragische Finale von Shakespeares „Romeo & Julia” ist weltbekannt: Romeo stirbt durch ein Missverständnis, Julia sieht ohne ihn keinen Sinn mehr im Leben und greift kurzerhand zum Dolch. Beide sind tot. Ende der Geschichte. Oder?

Shakespeare meets Female Empowerment

Im Musical „& Julia” wird dieses Ende neu geschrieben: Dass eine junge Frau ihr gesamtes Leben von einem Mann abhängig macht, findet Shakespeares Frau Anne Hathaway (Willemijn Verkaik) nicht zeitgemäß. „Romeo kann ruhig sterben, das passt”, meint sie. Aber für Julia wünscht sie sich eine andere Geschichte. „Kann ein starker Mann wie du auch eine starke Frau schreiben?”, fordert sie ihren Mann William Shakespeare (Andreas Bongard) heraus und inspiriert damit eine alternative Fortsetzung seiner berühmtesten Tragödie. Anders als im Original nimmt sich Julia (Chiara Fuhrmann) angesichts Romeos Tod nicht mehr das Leben, sondern beschließt, stattdessen ihr eigenes in die Hand zu nehmen. Aus „Romeo & Julia” wird „Romeo & Julia”.

Starke Stimmen und viel Witz

Das Musical überzeugt vor allem durch Tempo und sehr viel Witz. Der diverse Cast sprüht vor Energie und guter Laune. Die Musik besteht ausschließlich aus bekannten Popsongs der 90er und 2000er wie Bon Jovis „It’s my life” oder „Problem” von Ariana Grande – allesamt aus der Feder des schwedischen Musikproduzenten Max Martin (52). Die Soloversionen der Popsongs können vom Sound her zwar vereinzelt nicht ganz mit bekannten Musicalnummern mithalten, dafür begeistern die kraftvollen Ensemblestücke umso mehr.

Gen Z und Gesellschaftsthemen

Julia und ihr*e Bestie May (Bram Tahamata) sind Charaktere aus der Gen Z, als wären sie direkt aus einem TikTok-Video auf die Bühne gefallen. Mit Jugendsprache und vereinzelten Meme-Anspielungen holt „& Julia” ein junges Publikum in seiner Lebenswelt ab, überspitzt die popkulturellen Referenzen aber auf so selbstironische Weise, dass auch ältere Besucher*innen viel zu Lachen haben — eine gekonnte Gratwanderung.

In all dem Humor werden aber auch ernstere gesellschaftliche Themen verpackt. Neben den Aspekten „Female Empowerment” und „Coming of Age”, die sich in Julias Selbstbestimmung als junge Frau widerspiegeln, geht es zum Beispiel auch um Geschlechteridentität: Julias Bestie May ist non-binär und hat mit den Rollenerwartungen von Mitmenschen zu kämpfen.

Einen richtig emotionalen Moment schafft das Stück trotz der Themen und einzelner tiefgründiger Dialoge nicht, dafür bietet „& Julia” dem Publikum einen unbeschwerten Abend und viele Lacher.

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Jacqueline Braun, Bram Tahamata, Chiara Fuhrmann und Willemijn Verkaik im Musical "& Julia" in Hamburg. Foto: Johan Persson/Stage Entertainment

Starke Stimmen im Operettenhaus Hamburg: Jacqueline Braun (Angelique), Bram Tahamata (May), Chiara Fuhrmann (Julia) und Willemijn Verkaik (Anne, von links). Foto: Johan Persson/Stage Entertainment

Zurück in Hamburg: Willemijn Verkaik

Besonders heraus sticht die niederländische Musicaldarstellerin Willemijn Verkaik, die für ihr großes Solo Standing Ovations im Szenenapplaus bekam. Hamburg ist für die 49-Jährige kein neues Ufer – sie stand bereits in einigen Hauptrollen auf den Bühnen der Hansestadt. Unter anderem als „Elsa” in „Die Eiskönigin” und als „Molly” in „Ghost”. Auch in der Disney-Filmversion von „Die Eiskönigin” hat die Sängerin der deutschen und niederländischen „Elsa” ihre Stimme geliehen.

Lohnt sich das Musical?

Wer viel lachen und von guter Musik und viel Energie mitgerissen werden will, sollte sich das Musical „& Julia” in Hamburg anschauen. Die Ticketpreise beginnen bei 59,99 Euro und reichen in den vordersten Reihen bis 127,99 Euro. Es gibt Rabatte zwischen zehn und 20 Prozent für Studierende, Azubis, Kinder unter 16 und Schwerbehinderte. Wer bereit ist, den Preis zu bezahlen, bekommt in zweieinhalb Stunden eine rasante, witzige und musikalisch eindrucksvolle Show geboten.

Pauline Claußen, 1999 in Darmstadt geboren, hat Kraftklub-Sänger Felix schon einmal beim Crowdsurfen ein High Five gegeben. In Oldenburg studierte sie Musik und Anglistik auf Lehramt. Parallel arbeitete sie in der musikalischen Früherziehung, kellnerte und brachte unter anderem Klaas Heufer-Umlauf Bier und Günther Jauch Sekt. Auf der indonesischen Insel Lombok tauschte Pauline einmal mit einem müden Taxifahrer Plätze und fuhr sich selbst zum nächsten Hostel. Sie ist Hochzeitssängerin, liebt Musicals und spielt schlecht Tennis. Pauline wollte Kulturjournalistin werden, interessiert sich aber einfach für zu vieles - mittlerweile legt sie sich nicht mehr fest. Kürzel: pac

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