Hach, die Schanze. So schön und hip das beliebte Viertel auch sein mag, manchmal ist es einfach nur nervig. Wer dort wohnt, dem kommen diese sieben Situationen auf jeden Fall bekannt vor.
1. Wie viele Läden gibt es eigentlich auf dem “Falafelstrich”? Eins, zwei, vier. Ups, verzählt. Nochmal.
2. Touristen, die vor der Roten Flora posen und Selfies machen. Ernsthaft?
3. Den leichten Nervenkitzel, wenn man den Weg zur S-Bahn durch McDonalds abkürzt.
4. Kopfschüttelnd am Goldfischglas vorbeigehen: Wo kommen jeden Abend die ganzen Leute her? Müssen die nicht arbeiten?!11?
5. Und täglich grüßt das Murmeltier: Slalomlaufen auf dem Schulterblatt.
6. Wann macht endlich wieder der Rewe auf dem Schulterblatt auf? Ich habe keine Lust, zur Rindermarkthalle zu laufen.
7. Wer braucht Nachbarschaftszentren, wenn es die Post in der Bartelsstraße gibt? #secretmeetingpoint
In der Serie “Im Viertel” zeigt FINK.Hamburg typische Dinge aus allen Hamburger Stadtteilen.
Die Stimme von Johanna Felde, Jahrgang 1993, hat schon so manches junge Paar ins Eheglück begleitet: Eine Zeitlang sang sie in einer Band, die unter anderem bei Hochzeiten auftrat. Die gebürtige Wolfsburgerin mit russlanddeutschen Wurzeln hat sich in Berlin und Schottland für Obdachlose engagiert. Neben ihrem Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Freien Universität in Berlin hat sie Praxiserfahrung beim ARD Text und WeltN24 gesammelt. Danach arbeitete sie bei Edition F im Bereich Native Advertising, was ihr Interesse am Verhältnis zwischen Journalismus und PR weckte. Jetzt wohnt sie zusammen mit einem Pärchen in einer 3er-WG im Schanzenviertel – und das funktioniert erstaunlich gut.
Ich bin so froh raus aus der Schanze zu sein. Geh nur noch ganz selten hin. Aber ich glaub ich kann sagen die Schanze noch erlebt zu haben als sie ein alternatives Viertel war. Als man die Susannenstraße hochgegangen ist und sich mit 10 Leuten für die nächste Demo, Party in der Flora oder im Waagenbau verabredet hat. Als Jan Delay noch in der Flora getanzt hat. Als Junkies und Punks im Park abhingen. Als Mc Donalds, Mövenpick und Co. noch nicht da waren. Beim Art & Dubcafe. Beim Hackiesackspielen. Beim Sprayen. Beim Kiffen und Musikern im Park zuhören. Bei kontroversen Diskursen. Das Viertel hatte diesen Spirit von arm, aber we are one. Man brauchte keine Nachbarschaftstreffs, wir hatten die Straße reklamiert.Wir mussten uns auch nicht in den ganzen netten Cafes durch digitale Fußspuren verewigen. Wir hatten die Rememberpartys um unvergessene Erinnerungen zu kreieren. Jetzt haben die Hipsterwerbergrafikdesigneredelpennermodels das Viertel übernommen. Aber meiner Meinung nach ist das Viertel vor allem eins. Seelenlos. Ich warte noch darauf das die Flora leider irgendwann mal warum auch immer aufgeben muss (doch noch abbrennt, etc.). Und diese Hipsterzombies spätestens dann aufwachen und feststellen, dass es das was Sie gesucht haben in der Schanze nicht mehr gibt.