Na dann mal Prost! Ein alkoholfreies Bier, das genauso viel Protein hat wie ein Eiweißshake? Dieses Nischenprodukt vertreibt das Hamburger Start-Up JoyBräu seit 2018. FINK.HAMBURG traf Gründer Tristan Brümmer zum Interview.
Protein statt Promille: Mit seinem Start-Up “JoyBräu” möchten Tristan Brümmer und Erik Dimter Sportlern ein Bier bieten, dass den Muskelaufbau fördert und gut schmeckt. Seit einem Jahr vertreiben sie ihr Proteinbier in mittlerweile zwölf Ländern. FINK.HAMBURG besuchte Tristan Brümmer bei der JoyBräu GmbH in Hamburg-Langenhorn.
FINK.Hamburg: Kurz nachdem du mit deinem Dualen Studium fertig warst, hast du gekündigt. Ganz schön mutig. Wie war das für dich?
Tristan Brümmer: Es war natürlich ein großer Schritt. Aber es war nicht unüberlegt und lange vorbereitet. Die Produktentwicklung allein hat zweieinhalb Jahre gedauert. Und erst als das Produkt, unser Proteinbier, so weit war, dass wir wussten, wir werden im nächsten halben Jahr auf den Markt kommen, da haben Erik und ich gekündigt.
Und als ihr noch Vollzeit gearbeitet und studiert habt, da habt ihr schon abends dran gearbeitet?
Ja genau, wir haben uns wirklich jeden Tag am Abend und am Wochenende noch rangesetzt. Wir haben konzeptionell alles durchgearbeitet und einen Businessplan geschrieben. Und natürlich haben wir dann die Produktentwicklung mit betreut. Das Praktische war: Wir haben sie ein Stück weit ausgelagert.
Wohin denn?
Wir haben das mit der TU Berlin zusammen gemacht. Dort gibt es den Lehrstuhl Brauerei und Getränketechnologie – so etwas gibt’s auch nur in Deutschland. Ein bis zwei Mal im Monat sind wir nach Berlin gefahren, um die Produktentwicklung mit zu begleiten. Wir mussten aktiv Einfluss nehmen, immer wieder probieren, nachsteuern.
Von der Schnapsidee zum Start-Up
Wie entstand die Idee zu eurem Bier?
Ich habe davor immer schon selbst Bier gebraut. Bei mir im Keller und als ich noch keine eigene Bude hatte bei meinen Großeltern. Mein Mitgründer Erik ist ein riesen Biertrinker. Der Sport kam dann später dazu. Erik und ich haben immer zusammen trainiert.
Bei einem Auslandsaufenthalt für unseren damaligen Arbeitgeber haben wir das weitergeführt. Da war Erik in Singapur und ich in Kuala Lumpur. Am Wochenende haben wir uns häufiger besucht. Erik hatte dort ein richtig cooles Apartment mit Bar und Fitnessstudio drin. In Singapur läuft der Tag so ab: Du arbeitest 15 Stunden am Tag und danach gehst du direkt an die Bar mit deinen Kollegen. Wir haben das Fitnessstudio noch zwischengeschoben, haben uns dann noch den Proteinshake reingestürzt. Und dreißig Sekunden später hatten wir das Bier im Hals. Nach dem Sport braucht man Proteine. Die Shakes schmecken zwar nicht, aber was solls.
Dann kam eins zum anderen. Nach ein paar Bier kam Erik auf die Idee und meinte: „Wie geil wäre das, wenn wir ein Bier hätten, das die Wirkung hat von einem Proteinshake?“ Es war also wirklich eine Schnapsidee.
Wie bekommt ihr 21 Gramm Protein in eine Flasche Bier? Kann das denn überhaupt noch nach Bier schmecken?
Der Brauprozess war für uns eine große Herausforderung. Der erste Punkt war für uns, die Bausteine der Proteine zu nutzen und nicht die großen Moleküle. Proteinpulver ist sehr dickflüssig, gerade wenn man es mischt, dann wird es milchig. Und das verträgt sich nicht gut mit Kohlensäure. Und auch die Konsistenz bekommt man nicht bierähnlich hin.
Wir haben uns dann entschieden nur die Aminosäuren hinzuzusetzen zu unserem Produkt. Und konnten es somit trotzdem als Proteinbier deklarieren. Von den 21 Aminosäuren haben wir uns die für Sportler wichtigsten herausgepickt, damit das Produkt den größtmöglichen Wert für den Kunden hat.
Heißt das euer Bier hat den gleichen Effekt, wie ein Proteinshake?
Das ist die Idee, ja. Ein bisschen anders ist es natürlich immer, das ist klar. Gerade nach dem Sport ist das Getränk super.
Bier wird nach dem Reinheitsgebot gebraut. Das heißt, es darf nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser enthalten. Bei euch kommt ja noch mehr ins Bier. Dürft ihr euer Produkt überhaupt Bier nennen?
Abgesehen von den Aminosäuren ist unser Bier absolut nach dem Reinheitsgebot hergestellt. Wir haben daher eine Ausnahmegenehmigung erhalten und dürfen unser Produkt als „besonderes Bier“ verkaufen und es Proteinbier nennen. Es hat allerdings ein dreiviertel Jahr gedauert, bis wir die Genehmigung bekommen haben.
Wären wir irgendwo in Bayern mit dem Produkt auf den Markt gekommen, dann hätte es gut sein können, dass wir keine Zulassung von der Behörde bekommen hätten.
Sportler als Zielgruppe
Wer gern Bier trinkt, der möchte in der Regel gar kein anderes Produkt trinken, oder?
Ja, das stimmt. Wir mussten feststellen, dass das alles eine Frage der Zielgruppe ist.
Also sind Biertrinker gar nicht eure Zielgruppe?
Primär nicht. Denn wir sehen unser Produkt als erfrischende Alternative zum Eiweißshake und nicht als Alternative zum Krombacher. Denn diese Zielgruppe kriegen wir auch geschmacklich nicht, weil unser Bier nicht schmeckt wie das klassische Pils. Außerdem sind gerade die Deutschen, was Bier angeht, super anspruchsvoll. Unser Bier ist da eher für einen entspannten Abend mit den Jungs nach dem Training.
JoyBräu kostet mehr als normales Bier. Was rechtfertigt den höheren Preis?
Das stimmt. Auch preislich kann man unser Bier nicht mit einem Krombacher vergleichen. Man muss es mit ready-to-drink Proteingetränken vergleichen oder mit Aminosäure-Getränken. Und da liegen wir preislich voll im Markt. Im Einzelhandel kostet eine Flasche bei uns 2,79 Euro. JoyBräu ist ein Premiumprodukt, ganz klar.
“Ich habe keine Ambitionen der nächste Arnold Schwarzenegger zu werden”
Du bist Gründer und CMO (Chief Marketing Officer) der JoyBräu GmbH. Was sind deine Aufgaben?
Das ändert sich ständig. Es ist sehr vielseitig, kein Tag ist wie der andere. Alltag gibt es für mich gar nicht, abgesehen davon, dass ich unfassbar viel arbeite. Oft 70 bis 80 statt 40 Stunden pro Woche.
Mehr und mehr kommt zu meinen Aufgaben Mitarbeiterführung dazu. Das ist ein Bereich den wir anfangs unterschätzt haben. Das fordert sehr viel Zeit und Engagement.
Zu wievielt seid ihr?
Wir sind fünf Mitarbeiter in Vollzeit. Dazu kommen drei bis vier Praktikanten, die auch dabei sind.
Meine Aufgaben gehen von Werbestrategie über Events und Messen bis hin zum operativen Geschäft. Im Team bin ich der Experte für die Produktion, Erik macht den Vertrieb.
Schaffst du es denn bei der ganzen Arbeit überhaupt zum Sport zu gehen?
Ich versuche es sehr, ja. Vor allem als Ausgleich und um mich fit zu halten. Ich habe keine Ambitionen der nächste Arnold Schwarzenegger zu werden, ich mache einfach Sport um irgendwie klar zu kommen.
So schmeckt das Bier den Redakteurinnen Paula und Thoya:
Insgesamt gut – mehr nach Malzbier, als nach echtem Bier. Es ist sehr fruchtig-süß und erfrischt. Vor allem im Sommer käme JoyBräu für uns als Alternative zu Bier oder Proteinshake in Frage.
Was ist euer Ziel für 2019?
Im Januar sind wir in den Einzelhandel gestartet. Es gibt unser Bier nun auch in einigen Rewe Märkten. Wir möchten auch neue Exportmärkte erschließen, ganz toll wäre es wenn wir es in die USA schaffen. Da haben wir aber einige regulatorische Hürden zu überwinden. Außerdem möchten wir ein neues Produkt auf den Markt bringen.
Eine zweite Sorte etwa?
Richtig. Es ist noch offen, was es wird. Aber sie soll zur FiBo (Fitness und Bodybuilding), der weltgrößten Fitnessmesse im April, vorgestellt werden.