Im März begann Tom sein Volontariat beim Deutschen Fußball-Bund. Trotz Corona gibt es für den DFB-Themenmanager “eFootball” im Homeoffice jede Menge Aufgaben.
Schon Ende Februar stand für Tom (Name von der Red. geändert) fest, dass sein Volontariat in der Kommunikationsabteilung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) nicht normal ablaufen wird. Zu diesem Zeitpunkt kannte er seinen Arbeitsplatz noch nicht, der Ball rollte noch auf sämtlichen Sportplätzen und auch sonst gab es in Deutschland kaum Anzeichen dafür, dass vieles bald nicht mehr normal ablaufen würde. Trotzdem war der 25-Jährige sich schon damals sicher: “Die Fußball-EM und die Olympischen Spiele werden verschoben.”
Geschichten einer Krise
FINK.HAMBURG hat 24 Menschen gefragt, wie sich ihr Leben durch die Corona-Krise verändert hat. Geführt haben wir die Gespräche via Skype, Zoom, im engsten Bekanntenkreis, denn wir mussten Abstand halten. Herausgekommen sind dennoch Nahaufnahmen von Hebammen, Lehrkräften, Krankenpfleger*innen, Studierenden. Sie zeigen, wie herausfordernd das Virus für den beruflichen und privaten Alltag ist und wie Neuanfänge gelingen.
Sieben Tage verbrachte er schließlich mit den neuen Kollegen in der Verbandszentrale des DFB in Frankfurt am Main, dann ging es ins Homeoffice. Die EM: verschoben. Eine mögliche Hospitation bei Eurosport während Olympia: abgesagt. So, wie es Tom vorhergesehen hatte. Weitsicht war schon immer eine seiner Stärken. Beide Sportgroßereignisse waren eigentlich wichtige Gründe, warum sich Tom für ein Volontariat, die Ausbildung zum Journalisten, beim DFB entschieden hatte.
Auf den ersten Blick wirkt Tom ruhig, eher schüchtern. In seinem Freundeskreis blüht er auf, schlägt gerne mal verrückte Dinge vor. Wie im vergangenen Jahr auf einer Radtour, als die Hotels zu teuer waren. “Wir haben einfach unter der Terrasse einer Klinik am Rande der Fußgängerzone gecampt”, sagt er. Seine Freunde sind ihm wichtig, unzählige Bilder von vielen Reisen hängen in seinem neuen WG-Zimmer.
Charity-Event mit Podolski
Seinen neuen Lebensabschnitt wollte er nicht zu weit weg von seiner Familie und seinen Freunden beginnen. Ein weiterer Punkt für den DFB. Aufgewachsen ist Tom in Roßwag einem Dorf mit 1600 Einwohnern eine halbe Autostunde nordwestlich von Stuttgart. Tom ist etwa 1,75 Meter groß, sportlich, attraktiv und muskulös. Das würde er aber selbst nie von sich behaupten. Auf die Frage nach seinem Bizepsumfang, winkt er schüchtern lächelnd ab.
Das ausschlaggebende Argument, warum Tom beim DFB volontieren wollte: “Hier kann ich Amateur- und Profifußball verknüpfen.” Als sogenannter Themenmanger eFootball während seiner Ausbildungszeit wird er den eSportbereich beim DFB mitgestalten können. Hier sieht er für den größten Sportverband Deutschlands eine enorme Chance, Mitglieder zu halten und Neue zu gewinnen. Er selbst ist kein großer Zocker, “aber ab und zu mit Kumpels Fifa spielen geht schon”. Eine Playstation habe er sich aber noch nicht zugelegt. Als bisher größtes Projekt stellte er ein Charity-Turnier auf die Beine, bei dem eNationalspieler gegen Promis wie Lukas Podolski oder den Hamburger Rapper Disarstar während der Corona-Zeit für den guten Zweck spielten.
Über zu wenig Arbeit im Homeoffice kann er sich momentan nicht beschweren. Im Schichtbetrieb übernimmt er zusätzlich sogenannte Monitoring-Aufgaben, auch am Wochenende. In diesen Schichten durchforstet er das Internet nach sämtlichen für den DFB relevanten Berichten. In Corona-Zeiten sind das ziemlich viele. Die wichtigsten Nachrichten fasst er zusammen. Auf Grundlage dieser Infos beraten die Verbandsoberen unter anderem über die Fortsetzung des Spielbetriebs. Einsicht in diese Diskussionen hatte Tom nicht – ein heikles Thema beim Verband. „Ich war mir sicher, dass es wieder losgeht“, so der 25-Jährige.
Vier Nebenjobs und eine Bachelorarbeit
Wie er auf den Berufswunsch Sportjournalist kam? “Ich wollte schon immer das machen, was mir Spaß macht. Mir war es nicht wichtig, möglichst viel Geld zu verdienen. Also habe ich geschaut, was ich in meiner Freizeit mache.” Fußball und Tischtennis spielte er lange im Verein, aber auch alle anderen Ballsportarten begeistern ihn. Tom liest viel in Sportmagazinen, schaut Sportübertragungen. Also begann er Sportpublizistik an der Universität in Tübingen zu studieren.
Neben dem Studium haben ihn zahlreiche Praktika und freie journalistische Tätigkeiten auf den jetzigen Job vorbereitet. In seinem letzten Semester in Tübingen schrieb Tom für eine Lokalzeitung Fußballberichte, für einen Onlineshop verfasste er Texte für Outdoorsport-Textilien und schrieb für die Deutsche Presse-Agentur in Stuttgart – dazu kam ein Scoutingjob bei Fußballspielen. Hauptsächlich widmete er sich in der Zeit allerdings der Bachelorarbeit.
Tom ist sehr konsequent, teilt sich seine Zeit sinnvoll ein und “vergeudet”, wie er sagt, keine Zeit auf Social-Media-Plattformen. Diese nutzt er in seiner Freizeit nicht – nur im Beruf. Dass er Social Media privat meidet, sieht er nicht als Nachteil.
Trotz Corona: Mit dem Gravelbike auf Erkundungstour
Im Sommer sind neben Fußball, Beachvolleyball und Tennis vor allem lange Radtouren seine liebste Freizeitbeschäftigung. Da in Frankfurt momentan die Geschäfte geschlossen haben, setzt er sich an freien Tagen auf sein Gravelbike, ein Mix aus Mountainbike und Rennrad, und erkundet das Frankfurter Umland. “Ich kenne mich nach sechs Wochen im 100-Kilometer-Radius in jede Himmelsrichtung aus. Deutlich besser als im Stadtzentrum”, sagt er. Die Zeit auf dem Rad ist für ihn ein wichtiger Ausgleich zum Arbeitsalltag im Homeoffice. Einfach auf den Sattel schwingen, treten und den Kopf ausschalten. Neben gelegentlichen Workouts auf der Dachterrasse der WG momentan die einzige sportliche Betätigung und deshalb besonders wichtig.
Durch Corona fühlt Tom sich nicht großartig eingeschränkt: “Der direkte Kontakt mit den neuen Kollegen fehlt, ansonsten geht’s”, sagt er. “Ich hatte keine Reise geplant und langweilig wird mir bei der vielen Arbeit nicht.” Die Fußball EM wurde auf den Sommer 2021 verschoben. Immerhin: Das liegt noch in Toms Volontariatszeit.
Titelbild: privat