Die in Hamburg geborene Autorin und Aktivistin May Ayim brachte den Black History Month nach Deutschland. Einen Monat lang stehen bedeutende Schwarze Menschen der Weltgeschichte im Fokus – und die Community von heute.

Seit Hunderten von Jahren sind Schwarze Menschen Teil der deutschen Gesellschaft. Doch nur selten wird ihre Geschichte thematisiert. Wer ein Schulbuch aufschlägt, findet kaum etwas über die weltweite Schwarze Geschichte und schon gar nicht über die Schwarz-deutsche Geschichte.

Der Begriff „Schwarz“ wird groß geschrieben. Ebenso wie bei „weiß“, was häufig klein und kursiv geschrieben wird, ist nicht der Hautton einer Person gemeint. Es handelt sich bei „Schwarz“ um eine Selbstbezeichnung, die die politische und gesellschaftliche Positionierung einer Person beschreibt. Das Schwarze Subjekt ist gesellschaftspolitisch und strukturell untergeordnet. „Weiß“ bezeichnet eine gesellschaftlich dominante Machtposition, die mit Privilegien verbunden ist.

Der Black History Month soll jedes Jahr im Februar ins Bewusstsein rufen, was eigentlich das ganze Jahr im gesellschaftlichen Diskurs ein Thema sein sollte: die Errungenschaften Schwarzer Menschen weltweit. Woher kommt die Feierlichkeit ursprünglich und wie gelangte sie nach Hamburg?

Ursprung in den USA

In der zweiten Februarwoche 1926 initiierte der afroamerikanische Historiker Carter G. Woodson in den USA die Negro History Week.  Er wollte die breite Öffentlichkeit in den USA auf die Schwarze Geschichte und die kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Errungenschaften Schwarzer Menschen hinweisen.

Warum die zweite Februarwoche? Carter G. Woodson wählte diese Woche aus, da am 12. Februar Abraham Lincoln und am 14. Februar Frederick Douglass Geburtstag hatten. Beide spielen eine entscheidende Rolle in der Schwarzen Geschichte.

In den Folgejahren feierten immer mehr Schulen, Gemeinschaften und Einrichtungen in den USA die Negro History Week. Die Feierlichkeit weitete sich bald auf den gesamten Februar aus. Trotz Ablehnung aus Teilen der weißen Bevölkerung wurde der Februar 1976 schließlich offiziell von dem damaligen US-Präsident Gerald Ford als Black History Month anerkannt.

Einzug des Black History Month in Deutschland

Seit 1990 gibt es den Black History Month auch hierzulande. Maßgeblich dazu beigetragen hat die in Hamburg geborene Autorin und Aktivistin May Ayim, die den Black History Month in Deutschland gemeinsam mit der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ins Leben gerufen hat. Fortan organisierten Vereine und Kulturstätten jährlich Ausstellungen, Musikevents, Workshops und Vorträge.

Wer war May Ayim? May Ayim wurde 1960 in Hamburg geboren und nahm sich 1996 in Berlin das Leben. Die Wissenschaftlerin, Autorin, Aktivistin und prominente Vertreterin der Schwarzen Bewegung in Deutschland beschrieb rassistische Phänomene, die vom deutschen Kolonialismus bis heute andauern. Mit ihren Werken trug sie zu einer stärkeren Sichtbarkeit Schwarzer Menschen in Deutschland bei.

Bei dem deutschen Ableger geht es wie in den USA darum, Schwarze Geschichte und Schwarze Menschen sichtbar zu machen. Im Fokus stehen dabei afrodeutsche Persönlichkeiten. Ein weiteres Thema ist die koloniale Vergangenheit Deutschlands, die bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet ist. Außerdem soll auf Rassismuserfahrungen aufmerksam gemacht werden.

25-jähriges Jubiläum in Hamburg

Gemeinsam mit befreundeten Schwarzen Frauen initiierte die US-amerikanische Sängerin Cynthia Utterbach 1996 das erste Event zum Black History Month in Hamburg – zunächst im kleinen Rahmen. Die erste öffentliche Veranstaltung fand 1998 im Dennis Swing Club statt, der einer der ältesten Jazzclubs in Hamburg war.

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Inzwischen hat sich der Black History Month in Hamburg als Veranstaltungszeitraum der Schwarzen Community in der städtischen Kulturszene etabliert. Wegen der Corona-Pandemie finden in diesem Jahr jedoch weniger Veranstaltungen statt als üblich.

Titelbild: Unsplash

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