Die 28. Weltklimakonferenz ist beendet. Der Präsident der COP spricht von einem „historischen Paket”. Annalena Baerbock twittert, das Ergebnis werde die Welt verändern und hätte Freudentränen ausgelöst. Wird jetzt also alles gut?

Sicher nicht. Denn die COP hat in ihrer Abschlusserklärung zwar erstmals die „Abkehr von fossilen Brennstoffen” beschlossen. Jedoch bedeutet diese Abkehr keinen Ausstieg. Im Gegenteil: Es werden weiterhin Öl und Gas verbrannt. Die Welt hat sich lediglich darauf geeinigt, dass bis 2050 netto null bei Kohlendioxidemissionen erreicht werden soll. Das bedeutet, dass weiterhin CO₂ emitiert werden darf, es muss aber beispielsweise durch Technologien, die CO₂ aus der Atmosphäre einfangen und speichern, ausgeglichen werden.

Die COP setzt auf das falsche Pferd

Das Speichern von CO₂ wird in Zukunft in bestimmten energieaufwändigen Bereichen wichtig sein. Im Großen und Ganzen ist emissionsfreie Energiegewinnung aber die wesentlich einfachere und günstigere Lösung, um CO₂ einzusparen. Außerdem ist die Technologie zum Speichern von CO₂ aktuell noch gar nicht im benötigten Maßstab vorhanden. CO₂-Speicherung ist ein Umweg. Obwohl die Wissenschaft seit Jahren den direkten Weg vorgibt: Raus aus Öl und Gas. 

Die COP setzt also mal wieder auf das falsche Pferd. Die großen Öl- und Gasproduzenten sehen durch die Energiewende ihre Geschäftsfelder schwinden. Ein Ausstieg aus Öl und Gas wäre für sie aus wirtschaftlicher Sicht katastrophal. Da passt es perfekt, dass der COP-Präsident selbst Vorsitzender eines Ölkonzerns ist. Anstatt also schon voll auf die erneuerbaren Energien zu setzen und endgültig aus den fossilen Brennstoffen auszusteigen, wählen die Entscheidungsträger*innen erneut eine halbgare Lösung mit Hintertürchen. Eines davon: Erdgas soll beim Übergang zu den Erneuerbaren helfen. Das werden die Gasproduzenten als Aufruf verstehen, die Förderung weiter auszubauen. 

Atomenergie als Zukunftslösung

Es gibt auch Positives: Bis 2030 soll die Kapazität von erneuerbaren Energien verdreifacht werden. Und netto null bei Kohlendioxidemissionen bis 2050 ist auch erstmal eine gute Idee. Aber unter welchen Umständen wird das erreicht? Es soll unter anderem stärker auf Atomkraftwerke zurückgegriffen werden. In welchem Jahrhundert sind wir denn jetzt angekommen? Im 21. bestimmt nicht.

Atomenergie verursacht zwar keine CO₂-Emissionen, eine erneuerbare Energie ist es aber auch nicht, denn Uran ist eine begrenzte Ressource. Und das Problem des Atommülls existiert auch weiterhin. Jetzt soll also wieder viel Geld und Zeit in eine Energieform der Vergangenheit fließen. Allein China plant aktuell den Bau von über 40 Atomkraftwerken. Anstatt in die Zukunft zu investieren und die Erneuerbaren noch konsequenter auszubauen. 

Ist das wirklich eine Überraschung?

Das große Problem der COP ist, dass Beschlüsse nur einstimmig angenommen werden können. Weit mehr als 100 Staaten haben sich für den Ausstieg aus Öl und Gas ausgesprochen. Und trotzdem steht ein Ausstieg nicht im Beschluss. Das zeigt mal wieder, wie weit Weltklimakonferenzen ihrer Zeit hinterherhängen. Die Öl- und Gasproduzenten verzögern, wo sie nur können. Alle Beschlüsse kommen Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte zu spät.  

Das 1,5-Grad-Ziel wird die Welt mit den Ergebnissen dieser COP wahrscheinlich nicht einhalten. Das tut weh. Aber mal ehrlich: Es war auch nicht anders zu erwarten.

Nicht alle Begriffe rund um die Klimakonferenz sind leicht verständlich. Daher haben wir von FINK.HAMBURG ein Glossar zu den wichtigsten Begriffen rund um die COP28 für euch erstellt. Schaut nach, wenn ihr ein Wort nicht versteht oder mehr darüber wissen wollt.

Hier geht’s zum Glossar!

Moritz Löhn, Jahrgang 1996, hat schon einmal ein Sachbuch in 30 Tagen geschrieben. “Fußball Fakten – Von der Bundesliga bis zur WM” heißt es und enthält 40 Geschichten über das schönste Spiel der Welt. Fürs Fußballschauen wird Moritz sogar bezahlt: Er tickert für sport.de und hat schon in der Online-Redaktion von Sport1 gearbeitet. Sportjournalismus ist auch sein Berufsziel – am liebsten investigativ. Studiert hat er Medien und Information an der HAW Hamburg. Auch ehrenamtlich engagiert er sich: Er betreut ein Ferienzeltlager in Dänemark und ist Co-Trainer bei der vierten Herrenmannschaft des USC Paloma. Moritz ist Mate- und Mario-Kart-süchtig. Eine gute Grundlage für die nächsten Bücher.
(Kürzel: mol)