Tore zählen doppelt und Elfmeter im Eins gegen eins wie beim Eishockey. Die Baller League will den Hallenfußball mit besonderen Regeln revolutionieren. Die Ziele: Mehr Spannung durch verrückte Regeln und junge Menschen erreichen.
Sechs gegen sechs auf einem kleinen Kunstrasenfeld in der Halle. Die Bolzplatzmentalität, also schnelle Kombinationen, viele Tore und trickreicher Straßenfußball, soll im Vordergrund stehen bei der neu gegründeten Baller League, initiiert von BVB-Profi Mats Hummels und Ex-Nationalspieler Lukas Podolski. Das Besondere: Der Fußball soll anders gedacht werden, von den Regeln bis hin zu den Teams und zur Übertragung. Ein Pendant gibt es in Spanien von Ex-Profi Gerard Piqué, die Kings League. Dienstag, der 22. Januar, war der erste Spieltag in der Baller League.
Promis führen die Teams an
Zwölf Teams spielen um den Titel in der Baller League, das Finale am 6. April wird sogar in einem Stadion gespielt, welches ist noch nicht bekannt. Die restlichen elf Spieltage (22.01. bis 01.04.) werden in der Kölner Eventlocation Motorworld ausgetragen, hier ist Platz für etwa 4.000 Zuschauer*innen. Jedes Team hat ein oder zwei bekannte Persönlichkeiten als Teammanager*innen. Darunter sind: Influencer*innen, Streamer, Comedians, Musiker, Fußballer*innen und Ex-Fußballer*innen. Auch zwei Gesichter aus dem norddeutschen Raum sind dabei. Der Streamer Montanablack, mit bürgerlichen Namen Marcel Eris und ebenfalls Twitch-Streamer Maximilian Stemmler bekannt als Trymacs. Beide erreichen Millionen-Follower in den sozialen Medien.
Hallenfußball-Vibes mit Abseits
Gespielt werden zweimal 15 Minuten mit einer fünfminütigen Pause, sechs gegen sechs. Das Indoor-Feld ist 50 mal 29 Meter groß und hat klassisch Auslinien und keine Bande. Wie auf dem Großfeld – und im Hallenfußball unüblich – wird in der Baller League allerdings mit Abseits gespielt. Wenn ein Spiel unentschieden ausgeht, gibt es auch kein Elfmeterschießen, sondern einen Strafstoß wie im Eishockey. Dabei laufen die Spieler mit dem Ball auf den Torwart zu und versuchen im Eins gegen eins ein Tor zu erzielen. Das ist aber nicht die einzige Abweichung. Weitere Sonderregeln werden mitten im Spiel per Zufall bestimmt.
Tore zählen doppelt und zugeloste Elfmeter
In der Baller League gibt es pro Halbzeit einen sogenannten Gamechanger, also eine Spiel verändernde Regel. Dafür wird dann am virtuellen Glücksrad gedreht, jeweils drei Minuten vor Ende der Spielzeit. Pro Halbzeit gibt es immer drei unterschiedliche Regeln zur Auswahl. Zum Beispiel dürfen Tore dann nur per Volleyschuss erzielt werden oder in der gegnerischen Hälfte hat die angreifende Mannschaft pro Spieler nur einen Kontakt. Ein Spieler darf also nicht zweimal hintereinander den Ball berühren. Für viele Tore kann auch ein eins gegen eins sorgen, wobei nur vom Mittelkreis geschossen werden darf oder auch die Regel, dass die Mannschaft nach 30 Sekunden zum Torabschluss kommen muss. Durch die Gamechanger soll das Straßenfussballfeeling aufkommen und die Spiele unberechenbarer werden und so auch für mehr Spannung bei den Zuschauer*innen sorgen.
Einige Ex-Profis dabei
Die Promis fungieren als Teammanager*innen und spielen nicht selber mit. Sie sind vor allem für die Vermarktung zuständig, um den Bekanntheitsgrad der Baller League zu steigern. An einem Auswahltag letzte Woche wählten die Teammanager*innen Spieler für ihr Team aus. Bewerben konnten sich alle, die Lust drauf hatten, Fußball auf einem höheren Niveau zu spielen. Der Grundgedanke ist, talentierten Fußballer*innen eine Bühne zu geben. Nach dem 1. Spieltag lässt sich sagen: Das trifft nicht so wirklich zu, weil auch einige Ex-Profis mitkicken, wie Marcel Heller, Moritz Leitner oder Patrick Ebert.
Vereinzelt sind auch Amateurkicker in den Teams, aber eben auch viele Spieler mit Erfahrung auf Profiniveau. Eine Vorauswahl der Bewerber*innen wurde vom Baller-League-Team getroffen. Daraufhin gab es einen Combine Day, wo die Spieler*innen in verschiedenen Übungen zeigen konnten, was Sie mit dem Ball drauf haben, um sich für die Endauswahl zu bewerben. Die Teams haben auch die Möglichkeit, für einzelne Spieltage Gastspieler zu verpflichten – auch hier sind es Ex-Profis wie zum Beispiel Ivica Olic (lange beim Hamburger SV aktiv gewesen), der nächste Woche (29. Januar) mitspielt.
„Ich habe ein richtig geiles Team erwischt”
Leon Osehi, 25 Jahre alt und kommt aus Bremen, hat es in die Endauswahl geschafft. Der junge Hobbyfußballer wurde von Ex-Profi Max Kruse und Content Creator Knossi (Jens Knossalla) ausgewählt und spielt fürs Team Hollywood. Dabei wollte Osehi, der durch seinen Job bei einer Sportmarketingagentur auf die Baller League aufmerksam geworden ist, am Anfang gar nicht zum entscheidenden Auswahltag hingehen. Im Nachhinein ist er aber glücklich, dass ihn Arbeitskollegen überredet haben. „Ich freue mich und habe richtig Lust, in der Halle zu spielen“, erzählte Osehi FINK.HAMBURG.
Mit seinem beiden Teammanagern sei er sehr zufrieden. „Ich habe die beiden nach dem Event noch kurz kennengelernt. Sie sind super korrekt. Ich habe wirklich ein geiles Team erwischt und bin mir sicher, dass mir Max Kruse noch den ein oder anderen Tipp mitgeben kann“, freute sich Osehi. Bei seinem Debüt hat seine Mannschaft knapp mit 2:3 gegen Street United verloren.
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Die zwölf Teams:
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- Streets United: Lukas Podolski (Fußballspieler) & Alisha Lehmann (Fußballspielerin)
- Käfigtiger: Kevin-Prince Boateng (Ex-Fußballspieler) & Diyar Acar (Content Creator)
- Las Ligas Ladies: Jule Brand (Fußballprofi) & Selina Cerci (Fußballprofi)
- Brotatos Lars & Lucas (beide Content Creator)
- Hollywood United: Max Kruse (Ex-Fußballer) & Knossi (Content Creator)
- VfR Zimbos: Gamerbrother (Content Creator) & Tisi Schubech (Content Creator)
- Golden XI: Christopher Kramer (Fußballprofi) & Ana Maria Marković (Fußballprofi)
- Calcio Berlin: Nico Heymer, Christoph Kröger & Niklas Levinsohn (alle drei Content Creator)
- Eintracht Spandau: Hans Sarpei (Ex-Fußballer) und HandOfBlood (Content Creator)
- Beton Berlin: Kontra K (Musiker) und Felix Lobrecht (Comdedian)
- Hardstuck Royale: Trymacs (Content Creator)
- Gönrgy Allstars: Montanablack (Content Creator) und Stefan Effenberg (Ex-Fußballer)
Übertragung im Stream und im TV
Die Initiatoren Mats Hummels und Lukas Podolski erhoffen sich, mit der Baller League und ihrem etwas anderen Konzept besonders junge Menschen zu erreichen. „Kleinfeld-Fußball war ja schon immer viel schneller und unvorhersehbarer als der klassische Fußball”, erklärt Lukas Podolski in der Pressemitteilung, „das ist einfach ein extrem cooles Projekt und ich war wirklich von der ersten Sekunde überzeugt.”
Auch wenn die Baller League ihr Konzept als revolutionär betrachtet, so lässt sich das bei der Übertragung nur bedingt sagen. Eine Mischung aus Stream und TV-Angebot. Der Sportsender Ran wird jeden Spieltag ab 18 Uhr im Livestream über die Joyn-App übertragen. Pro Sieben Maxx zeigt montags ab 20:15 Uhr jeweils das Top-Spiel im Free-TV. Aber auch bei YouTube und Twitch werden Spiele im Livestream gezeigt.
XING steigt bei der Baller League ein
Als Hauptsponsor ist das Job-Netzwerk XING, mit Sitz in Hamburg, mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag bei der Baller League eingestiegen, das teilte das Unternehmen mit. XING ist nicht nur Werbepartner, sondern auch inhaltlich eingebunden. Beispielsweise lassen sich Tickets für die Spieltage nur über XING gewinnen. Es findet kein normaler Ticketverkauf statt.
Potenzial ist da, aber noch Luft nach oben
Gegründet wurde die Baller League von dem ehemaligen DAZN-Chef Thomas de Buhr, Fußballprofi Mats Hummels und Filmemacher Felix Starck. Ob ihr Konzept von dem Hallenfußball mit besonderem Regelwerk aufgehen wird und eine „New Era of Football”, wie sie sagen, einläutet, wird sich zeigen. Nach dem ersten Spieltag lässt sich sagen: Es war durchaus unterhaltsam, die Spiele zu verfolgen, aber technisch lief noch nicht alles glatt. Immer wieder gab es kurze Bild- oder Tonaussetzer im Livestream auf Twitch und zwischendurch gab auch die LED-Wand in der Motorworld den Geist auf.
Durch die vielen Ex-Profis im Teilnehmerfeld wird die Liga ihrem eingenen Anspruch, jungen Hobbyfußballer*innen eine Bühne zu geben, nicht gerecht. Selbst von den angeblichen Amateurkickern haben viele schon in den U-National- oder Vereinsmannschaften gespielt. Von dem klassischen Kreisliga- oder Bezirksligaspielern kommen eher wenige. Fragwürdig ist auch, warum es am Ende keine Fußballerinnen in die Mannschaften geschafft haben, sondern nur Männer dabei sind.
Hervorzuheben sind die vielen Talks zwischen den Spielen mit den Teammanager*innen, die in einer lockeren Atmosphäre geführt werden. Die Regeln bringen mehr Spannung ins Spiel und können Partien in den drei Minuten um 180 Grad drehen. Ein Vorteil ist: Die Regeln können jederzeit angepasst werden. Das Potenzial der Baller League ist da, es muss aber noch etwas dran gefeilt werden.
Der erste Reportereinsatz von Fynn Hornberg, geboren 1999 in Hamburg, endete mit einer Schlägerei unter Kreisliga-Fußballspielern – er selbst hielt sich aber heraus. Seine Begeisterung für den Journalismus blieb, ebenso wie die für den Sport. Bereits im Bachelorstudium Sportjournalismus und -management in Frankfurt kombinierte Fynn seine Leidenschaften. Erste Erfahrungen sammelte er bei der Frankfurter Neuen Presse, bei Hit Radio FFH und in der Multimediaredaktion des Evangelischen Medienhauses Hessen/Nassau. Multi gefällt ihm generell am besten, egal ob Audio, Video oder Text. Privat liebt Fynn den HSV – geprügelt hat er sich im Stadion aber immer noch nicht. Kürzel: fyh