Seit der Corona-Krise boomen krude Verschwörungsideologien vor allem auf Telegram. Wie lassen sich Desinformationen erkennen? Hamburger Informatiker*innen teilen ihre Ideen – beim Science Slam auf Telegram.
Alternative Fakten, Propaganda, Verschwörungsideologien – die Sozialen Medien sind voller Desinformationen. Die derzeit wichtigste Plattform für Verschwörungstheoretiker ist der Messenger-Dienst Telegram. Hier erreichen Szenegrößen wie der Koch Attila Hildmann besonders viele Menschen. Thema Nummer eins: die Corona-Pandemie. Schon letzten Februar warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einer “massiven Infodemie”, einer Flut verwirrender Desinformation.
Die Debatte ist nicht neu. Falschinformationen aus den Feeds zu holen und sie aus den Köpfen zu bekommen, ist nicht leicht. Seit Jahren fragen sich Poliktiker*innen, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen: Wie können Desinformationen aufgespürt und korrigiert werden?
Nicht nur für Nerds
Antworten kommen auch von Informatiker*innen. Gehört würden sie aber kaum, sagt Martin Kohler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg. “Das liegt daran, dass die Inhalte hoch komplex und notwendigerweise abstrakt sind und daran, dass sie sich so schwer erzählen lassen”. Kohler und seine Kolleg*innen wollen das ändern.
Deshalb veranstaltet das Hamburger Netzwerk “Ahoi Digital” vom 7. Februar bis zum 14. Februar die “Digital Science Slams”, und das zum dritten Mal. Informatiker*innen verschiedener Hamburger Hochschulen teilen dabei ihr Wissen zu verschiedenen Themen: zu Künstlicher Intelligenz, Machine Learning oder wie in diesem Jahr zur digitalen Propaganda. Und zwar so, dass es auch Menschen verstehen, die keine Computerexpert*innen sind.
Telegram: Wo sich Verschwörungstheoretiker tummeln
In den letzten Jahren fand die Veranstaltung in einem Hamburger Club statt – so wie für Science Slams üblich. Dieses Jahr können die Vorträge, Disskusionen und Experimente online angeschaut werden. Aber nicht auf Zoom oder Youtube, sondern auf dem Kanal, der eben für Verschwörungstheoretiker so immens wichtig ist: Telegram.
Für den Science Slam haben die Forscher*innen ihren eigenen interaktiven Kanal eingerichtet. Unter “Digital Science Week 2021” könnt ihr ihn auf Telegram abonnieren und euch dort beispielsweise die morgendlichen Briefings anschauen. Oder ihr fragt einen Bot, ob bestimmte Informationen wahr oder falsch sind.
Titelbild: Lorenz Jeric