Rund um den G20-Gipfel planen Aktivisten die unterschiedliche Demonstrationen und Aktionen. Die Palette reicht von “G20 verhindern” über Lesen mit den Beginnern bis hin zum Fahrradkorso. Was, wann, wo findet ihr hier in der Demo-Übersicht.
Am 7. und 8. Juli kommen die Staats- und Regierungschefs der wirtschaftsstärksten Nationen zum G20-Gipfel nach Hamburg. Die Polizei hat vom 6. bis 9. Juli ein Versammlungsverbot für einen Großteil der Innenstadt verhängt. Aktivisten und Bürger wollen dennoch protestieren und haben zahlreiche Demonstrationen und Proteste geplant. Einige davon sind angemeldet und nach teilweise langen Verhandlungen genehmigt, andere warten immer noch auf die Erlaubnis. FINK.HAMBURG stellt die geplanten Veranstaltungen und deren Organisatoren vor.
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Ein Zusammenschluss von vielen globalen und regionalen Organisationen veranstaltet am 5. und 6. Juli einen alternativen Gipfel. Unter dem Motto”Gipfel für globale Solidarität” versammeln sich Wissenschaftler, Aktivisten und Politiker auf Kampnagel.
Dabei diskutieren sie in zwölf Podien und 70 Workshops darüber, wie die Politik der wirtschaftsstärksten Länder solidarischer gestaltet werden kann. Die Teilnehmer sollen Lösungen erarbeiten und Strategien zu deren Durchsetzung entwickeln. Alle Menschen sind eingeladen, teilzunehmen.
Bei den 1000 Gestalten handelt es sich um eine künstlerische und kritische Performance:
In der Hafen-City schleichen und schieben sich verkrustete und graue Gestalten zu einer Formation zusammen. “Sie stehen für eine Gesellschaft, die sich ihrer Hilflosigkeit vor den komplexen Zusammenhängen der Welt ergeben hat und nur noch für das eigene Vorankommen kämpft.”, beschreibt das Kollektiv von Künstlern und Handwerkern die Performance auf seiner Homepage. Doch auf einmal bleibt eine der Gestalten stehen und ihr Leben nimmt eine Wendung.
12:00 Uhr // Hafen-City // Die Performance ist öffentlich und für alle Zuschauer zugänglich
Beim Special zum G20-Gipfel aus der Reihe “Lesen ohne Atomstrom” lesen unter anderem Auma Obama, Vandana Shiva, Ewald Lienen, Mathieu Carrière und die Beginner Texte von Stéphane Hessel. Der Autor proklamierte einst: „Die G20 sind eine zwischenstaatliche Veranstaltung ohne Legitimation. Legitimation besitzt nur die UNO.“ Die Botschaft der Veranstaltung lautet: “Empört euch – engagiert euch!”
Die Organisatoren rufen dazu auf, “Hamburg zu einem Ort und Ausrufezeichen des Widerstandes gegen die alten und neuen Autoritäten des Kapitalismus zu machen.” Sie sind der Meinung, dass G20, Weltbank und der Internationale Währungsfond nicht zum Wohl der Weltbevölkerung beitragen, sondern, im Gegenteil, der Kapitalismus das Leben der Menschen und die Natur zerstöre. Am Fischmarkt wird es kulturelle, musikalische und politische Beiträge geben. Mit der Losung “Welcome to Hell” ziehen die Demonstranten danach vom Fischmarkt bis zum Millerntor.
16:00 Uhr // Fischmarkt (19:00 Uhr Start der Demo)
“Wir fordern, dass alles daran gesetzt wird, den Kampf gegen extreme Armut und Ungleichheiten auf dieser Welt bis 2030 zu gewinnen”, sagen die Organisatoren des Global Citizen Festivals. In Hamburg treten dafür unter anderem Coldplay, Herbert Grönemeyer, Pharell Williams und Shakira auf die Bühne.
Ein Bündnis aus Schülern, Studenten und Auszubildenden demonstriert gegen die Politik der Teilnehmer des G20-Gipfels und ihre Auswirkung auf die Menschen. Der Protest richtet sich speziell gegen Konkurrenz- und Leistungsdruck in der Ausbildung und setzt sich für mehr Chancengleichheit in der Bildung ein. Das Motto: “Wir wollen nicht „repräsentiert“ werden, wir wollen unsere Zukunft selbst gestalten!” Die Demonstration startet am Hauptbahnhof und verläuft entlang zentraler Plätze in der Innenstadt. Es gibt keine Altersbeschränkung, alle Bürger sind eingeladen, mitzulaufen.
Die Gruppen “ums Ganze” und “GROW” haben es sich zur Aufgabe gemacht, während des G20-Gipfels “die Logistik des Kapitals lahmzulegen”. Mit dezentralen Aktionen rund um den Hafen möchten sie die Politik der G20-Staaten nicht nur kritisieren, sondern aktiv dagegen vorgehen: “Leider hat sich […] gezeigt, dass militärische Auseinandersetzungen mit der Polizei in der roten Zone zu nicht viel führen. Wir glauben, es ist an der Zeit für die radikale Linke weiter zu gehen, Neues auszuprobieren.” Die Gruppen kritisieren Kapitalismus und seine gesellschaftlichen Folgen.
Ganztägig // vermutlich Hafengebiet, keine genauen Orte bekannt
Vertreter von globalen Organisationen und Menschen aus zwanzig verschuldeten Ländern diskutieren mit Vertretern der G20 über Finanzen. Genauer gesagt über die Verschuldung, finanzielle Strukturen und Schuldenerlass. Dabei sind unter anderem die Leiterin der Abteilung Internationale Wirtschafts- und Finanzbeziehungen der Europäischen Kommission, der Direktor des African Forum and Network on Debt and Development und der Teamleiter “G20-Prioritäten” im Bundesministerium der Finanzen. Der Eintritt ist frei.
15:00 bis 21:30 Uhr // GLS Gemeinschaftsbank Hamburg
In vielen Hauptverkehrsstraßen Hamburgs werden die Grenzwerte für Schadstoffe in der Luft immer wieder überschritten. Um auf das Problem aufmerksam zu machen, veranstalten die Aktivisten der Colorful Mass einen Fahrradkorso in der Innenstadt. Mit der Fahrradtour quer durch Hamburg möchten sie eine “Geschwindigkeitsdrosselung verbrauchsintensiver Fahrzeuge” der G20-Teilnehmer erreichen. Jeder ist eingeladen, friedlich teilzunehmen: “Genießt die Musik, bestaunt ausgefallene Gefährte und werdet Teil der bunten Fahrradkolonne!”
Aktivisten aus “einem breiten politischen Spektrum der radikalen Linken” wollen den Ablauf des G20-Gipfels stören. Wie genau sie das tun wollen, ist nicht bekannt. Die Teilnehmer sind nicht in einer festen Struktur organisiert, sondern laden alle ein, “die sich als antikapitalistisch und revolutionär verstehen”. Auf ihrer Homepage rufen die Organisatoren dazu auf, gemeinsam eine starke radikale Linke zu bilden und das kapitalistische System zu überwinden.
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg (ACKH) will ein Zeichen für eine gerechtere Welt setzen und lädt zum ökumenischen Gottesdienst zu G20. Die Organisatoren und Gäste predigen “für Chancen auf Bildung, für die Unterstützung von Geflüchteten, für ein faires Verfahren zur Lösung von Schuldenkrisen und für eine gerechte Verteilung der Ressourcen.” Im Anschluss an den Gottesdienst treffen sich die Teilnehmer von Haltung.Hamburg. Auf einer Bühne wird es Beiträge von Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank und von VetreterInnen von lokalen Initiativen geben.
Die Großdemonstration ist das mediale Highlight und das letzte große Ausrufezeichen der Demonstrationen und Aktionen rund um den G20-Gipfel. Wochenlang haben die Organisatoren um DIE LINKE, Attac, die Interventionistische Linke und andere Gruppen für die Genehmigung der Demonstration gekämpft. Die Polizei hat die Demo-Route erlaubt, weigert sich jedoch immer noch, das Heiligengeistfeld als Ort für die Abschlusskundgebung zuzulassen. Die Entscheidung fällt vermutlich vor Gericht. Die Zahl der voraussichtlichen Teilnehmer schwankt je nach Quelle zwischen 50.000 und 150.000 Menschen. Dabei werden Bürger und Aktivisten aus allen Spektren der Gesellschaft erwartet. Auf der Homepage werden alle Menschen eingeladen, “zu einer lauten, bunten und vielfältigen Demonstration auf die Straße zu gehen.”