Hamburg mobilisiert sich: 8000 Menschen räumen nach den Krawallen am Sonntag die Schanze wieder auf und versuchen mit positiver Energie die schrecklichen Bilder zu vergessen.
Es ist der Tag nach G20. In Hamburg scheint die Sonne, das Thermometer zeigt 24 Grad. Statt in Schockstarre zu verfallen, haben sich die Hamburger mobilisiert. Viele waren in den vergangenen Tagen von der Zerstörungswut der Linksautonomen entsetzt. Mit Besen, Putzeimern und Reinigungsmitteln machten sie sich deswegen am Sonntag auf den Weg in die Sternschanze, zum Schlump und nach Altona.
Der Grund dafür? Die Aktion “Hamburg räumt auf” von Rebecca Lunderup. „Ich wollte etwas machen, einfach helfen”, erklärt sie FINK.HAMBURG zuvor in einem Telefoninterview. Um freiwillige Helfer zu mobilisieren, gründete sie deshalb eine Facebook-Veranstaltung, die zum gemeinsamen Aufräumen aufrief. Bis kurz vor Veranstaltungsbeginn am Sonntag hatten sich schon mehr als 32.000 Menschen für die Teilnahme interessiert.
Um 13 Uhr geht es dann los. In der Sternschanze verteilen sich die Menschen mit ihren Putzmitteln in den Straßen. Auch die Stadtreinigung Hamburg ist vor Ort. Am Bahnhof Sternschanze verteilt Stefan Diers aus einem Transporter Eimer, Handfeger und weiteres Putzmaterial. Er ist Geschäftsführer von vier Hagebaumärkten in Hamburg und wollte die spontane Aufräumaktion unterstützen. “Unsere Läden sind jetzt leer. Wir haben alle Eimer, Müllbeutel und Besen mitgebracht, die wir finden konnten”, sagt Stefan Diers.
Würstchen und Franzbrötchen für die Helfer von “Hamburg räumt auf”
Für die Helfer gibt es außerdem kleine Verpflegungsstationen, die mit privaten Spenden bestückt worden sind. Außerdem stellen einzelne Restaurants und Bäckereien den Menschen kostenfrei Wasser, Würstchen, Franzbrötchen und Burger zur Verfügung. Vor der roten Flora unterhält die putzende Menschenmenge ein Schlagzeugspieler, aus offenen Fenstern wird über Lautsprecher Musik gespielt.
Die Schanze wirkt so bunt und friedlich wie zuletzt am Mittwochabend. Da tanzten fast 20.000 Menschen bei “Lieber tanz ich als G20″ übers Schulterblatt. Die weiterhin verbarrikadierten Geschäfte, geklebte Scheiben, Löcher auf den Straßen und Gehwegen und die vielen Mülltüten erzählen jedoch eine andere Geschichte. Darüber sprechen auch die Hamburger am Sonntag noch. An jeder Ecke schnappt man Diskussionsfetzen auf. Es geht um die Politik, das Verhalten der Polizei und die Zerstörungswut der Linksautonomen. Zeitgleich werden Sonnenblumen auf den Gehwegen gepflanzt, Peace-Zeichen aus Kreide auf die ausgebrannten Löcher gemalt und mit Meißel und Hammer der letzte Ruß von der Straße gekratzt. Die Hamburger versuchen damit die schrecklichen Bilder der letzten Tage zu vergessen.
Wohl wahr: viele waren da für die selfies. Mal die “Originalschauplätze”, die man von Youtube kennt, angucken. Und leider ist auch die Initiatorin nicht mit gutem Beispiel voran gegangen. Sie hat sich in einem weißen Sommerkleidchen feiern lassen während andere mühlsam knieend auch das letzte Stück Glas vom Boden gepuhlt hat. Aber immerhin hatte ich den roten Hagebau-Eimer in der Hand. Der ist war leer und sieht wie geleckt aus, aber ich war dabei, als Hamburg zusammen hielt und aufräumte …