Am Strand von Coney Island (New York City) beginnt für Frankie eine schmerzliche Suche nach seiner Identität. Am Ende sind seine Lügen auch eine große Gefahr für andere.
Es ist einer dieser Sommer. Die Sonne scheint unaufhaltsam und brennt ein Loch in die Mitte des Jahres. Frankie (Harris Dickinson) sitzt mit seinen Freunden am Strand von Coney Island und jeder Tag scheint gleich zu verlaufen. Sie hängen an der Promenade herum, gehen schwimmen und sind auf der Suche nach Gras und allem anderen, das high macht, um der tiefen Langeweile zu entfliehen. Jede Nacht gibt es ein Feuerwerk, das in bunten Farben im Schwarz der Nacht verpufft.
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Frankies Clique besteht nur aus Jungs und sie alle haben vor allem eines im Kopf: Sex. Sie reden über Mädchen, legen viel Wert auf ihr Äußeres und lassen kaum eine
Macho-Geste aus. Bei einem Friseurbesuch unterhalten sie sich darüber, wie der Sommer so läuft. Einer fragt: „How much pussy did you get?“ Für die Jungs scheint es die entscheidende Frage des Sommers zu sein.
Ein gefährliches Versteckspiel
Frankie findet eine Freundin, ihr Name ist Simone. Doch statt erfüllender Liebe beginnt für ihn mit dem Kennenlernen eine schmerzliche Suche nach Identität. Sie zieht sich aus und will mit ihm schlafen, aber er dreht sich beschämt weg. „Findest du mich hübsch“, fragt sie, aber die Antwort darauf kennt er nicht. Später wird er sagen, er sei nur zu vollgedröhnt gewesen für Sex mit ihr.
Ob er auf Mädchen steht, weiß Frankie noch nicht. Nachts zieht es ihn immer wieder in einen Video-Chat mit älteren, schwulen Männern, die sich online präsentieren. Zuerst versucht er den Gedanken an sie zu verdrängen. Dann beginnt er, sich mit ihnen zu treffen. Er steigt zu ihnen ins Auto und sie fahren an den Strand oder ins Motel und haben Sex. Seiner Clique davon zu erzählen, kommt für ihn nicht in Frage. Und so beginnt ein von Selbstzweifeln getragenes Versteckspiel, an dessen Ende eine große Gefahr droht.
„Beach Rats“ ist ein Film über die Jugend, der subtil die Entwicklung eines Teenagers zeigt. Beim renommierten Sundance Film Festival gewann Eliza Hittman damit den Preis für die beste Regie-Arbeit im Bereich Drama. Zwar entspinnt sich erst spät im Film der große Konflikt, aber die Verletzlichkeit der Charaktere ist von Beginn an unmittelbar spürbar. Hittman geht nicht die ausgetretenen Pfade einer Coming-Out-Story. Sie erzählt in kühler Atmosphäre von den intimen Momenten, in denen ein Mensch beim Erwachsenwerden damit konfrontiert wird, zu sich selbst stehen zu müssen – oder an den Geheimnissen und Ausflüchten zu zerbrechen.
„Beach Rats“ ist ab 25.01.2018 in deutschen Kinos zu sehen.