Gründerin Lundkvist
Birthe Hammerich in ihrer Winterhuder Wohnung. Foto: Laura Lagershausen

Nachhaltige Einrichtung ist das nächste große Ding, meint die Hamburger Gründerin Birthe Hammerich. Deswegen ist sie vor einem Jahr mit ihrem Shop “Lundkvist” für Interior-Accessoires online gegangen.

Eine Winterhuder Wohnung, die zu 99 Prozent mit natürlichen Materialien eingerichtet ist: Hier wohnt Gründerin Birthe Hammerich. Sie ist Interior-Designerin und hat ihre Leidenschaft für natürliche und hochwertige Materialien letztes Jahr mit dem eigenen Onlineshop “Lundkvist” verwirklicht.

Neben ihr auf dem hellgrauen Sofa sitzt ihr kleiner Shin Tzu “Cherry”. Ein alter, dunkelgrüner Kamin schmückt das Zimmer, auf der anderen Seite steht ein stabiler Holztisch. Wie so viele Teile in Birte Hammerichs Wohnung ist er schon mehrere Generationen alt und erst vor Kurzem weiß angestrichen worden. Durch eine offene Flügeltür gelangt man in ihr Arbeitszimmer. Hier näht sie einen Großteil der Kissenbezüge, Taschen und Kinderrasseln, die sie in ihrem Onlineshop verkauft.

Lundkvist Gründerin Hamburg
Birthe Hammerich mit ihrem Hund Cherry. Foto: Laura Lagershausen

Schon während ihres Raumkonzept & Design-Studiums beschäftigte sie sich mit Naturmaterialien und dem Thema Nachhaltigkeit. Sie ist der Meinung, dass der Trend, nach Mode und Ernährung, auch bald im Bereich Interior ankommen wird. „Das ist ein riesiges Thema. Ich hoffe, dass das immer weiter ins Bewusstsein der Menschen rückt”, sagt sie.

Kopfschmerzen durch Spanplatten-Schrankwand

Deswegen legt Birthe Hammerich großen Wert auf die Auswahl der Materialien. Am Liebsten arbeitet sie mit Holz und Leinen. Diese Naturprodukte beinhalten keine Schadstoffe, die sie an die Luft abgeben könnten. Im Gegensatz zu typischen Günstigregalen: “Es gibt einen Grenzwert für die Schafstoffabgabe von Möbeln pro Quadratmeter. Aber bei drei Metern Spanplatten-Schrankwand geben allein die Kleber ziemlich viele giftige Formaldehyde an die Umwelt ab”, sagt die Gründern, “Das merkt man an dem Geruch, den frisch aufgebaute Möbel verströmen. Diese Schadstoffe können zum Beispiel zu Problemen bei der Atmung oder Kopfschmerzen führen.”

Lundkvist, der Name von Birte Hammerichs Onlineshop, stammt aus dem schwedischen und setzt sich aus Lund (dt.:Wald) und Kvist (dt.:Zweig) zusammen. Beides hat etwas mit Holz zu tun und steht damit für die Natürlichkeit, die sie mit ihrem Shop vermitteln möchte. Ihre Mutter selbst ist Schwedin – vielleicht kommt daher auch ihre Leidenschaft für skandinavisches Design mit einem Touch Landhausstil.

“Für jedes Produkt entwerfe ich mehrere Prototypen.”

Dabei variiert die Gründerin zum Beispiel bei den Reißverschlüssen, probiert unterschiedliche Stoffe oder Formen aus. Die Produkte benutzt sie dann erst selbst und lässt sie anschließend von Freunden im Alltag testen. So zieht sich ein Produktentstehungszyklus über mehrere Monate. Die Produktion findet dann in Hamburg statt. Entweder näht sie die Produkte selbst oder erhält Unterstützung von ihrer Mutter. Einige Auftragsarbeiten lässt sie von einem Hamburger Schneider machen. “Aktuell gehe ich bei der Produktion jedoch noch in Vorleistung”, sagt Birthe Hammerich. Das läge vor allem am kleinen Produktionsvolumen und den geringen Margen.

Gründerinnen Hamburg Nachhaltige Interior-Accessoires
Ihre Lieblingsprodukte im Shop: Die Kosmetiktaschen. Foto: Laura Lagershausen
Birthe Hammerich Hamburger Gründerin Onlineshop Lundkvist
Birthe Hammerich arbeitet im Home Office. Foto: Laura Lagershausen

Nebenbei arbeitet Birthe Hammerich weiterhin als Interior-Designerin. Das heißt, sie unterstützt Interior-Unternehmen bei der Location-Suche oder Showroom-Gestaltung und berät Privatpersonen bei der Einrichtung ihrer Wohnungen. Das funktioniert vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda. Mittlerweile hat sich die Interior-Designerin so ein Netzwerk in Hamburg aufgebaut.

“Um Kosten zu sparen, versuche ich so gut wie alles selbst zu machen.”

Dazu gehören bei Birthe Hammerichs Selbstständigkeit die Buchhaltung, Fotos, Pressearbeit, der Vertrieb und die Betreuung der Website. “Da wachse ich überall so rein”, sagt sie. Die Grundlagen für Buchhaltung und Co. hat sie jedoch in ihrer kaufmännischen Ausbildung vor dem Studium gelernt. Dinge abzugeben, kann sich die Gründerin aktuell jedoch noch nicht vorstellen. Davor hat sie zu viel Respekt. “Ich verwirkliche mich selbst mit der Sache und würde immer wieder alleine gründen”, sagt sie. Deswegen solle alles auch so laufen, wie sie es sich vorstellt.

Sie selbst sei ehrgeizig, kreativ und diszipliniert – drei Eigenschaften, die ihr als Gründerin zugutekommen. Die Selbstständigkeit habe sie außerdem gewählt, weil sie keine Vorgaben mag. “Ich habe Tagesziele, brauche aber meine Freiheiten”, sagt Birthe Hammerich über sich selbst.

Social Media für die Neukunden-Akquise

Über Social-Media erreicht Birthe Hammerich eine immer größere Anzahl an potenziellen Neukunden. “Ich merke, dass die Verkäufe mit steigender Reichweite zunehmen”, berichtet sie von ihren Erfahrungen. Und sie bekäme über Social Media, vor allem Instagram, sehr viel Feedback. “Das ist unglaublich wichtig für meine Arbeit”, sagt die Interior-Designerin.

Hamburger können die Produkte von Lundkvist bald auch offline erwerben. “Denn die Sachen funktionieren vor allem, wenn man sie anfasst und die Qualität spürt”, sagt Birthe Hammerich. In zwei Jahren möchte sie gerne mit einer noch größeren Produktpalette in Shops deutschlandweit zu kaufen sein.


Birthe Hammerichs Tipps für Gründerinnen:

#1 Einfach machen!

#2 Nicht zu viel nachdenken.

#3 Mit anderen Gründern oder Leuten aus der Branche sprechen.


In der Serie Gründerinnen beleuchtet FINK.Hamburg die Hamburger Startupszene und stellt Frauen vor, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.