FINK.HAMBURG-Redakteure haben auf dem Weg zum Campus Car- und Ridesharing-Dienste getestet. In der wöchentlichen Serie teilen sie ihre Erfahrungen. Diesmal: mit dem E-Roller über den Asphalt schweben.
Eine Kampagne fürs Fahrradfahren, E-Tretroller dürfen auf Fahrradwegen fahren und Elektrobusse werden als Sammeltaxis eingesetzt: Hamburg setzt auf nachhaltige Mobilität. Und im Norden wird gerne geteilt. Während an einigen Stadtrad-Stationen die Leihräder ständig vergriffen sind, fahren die Elektrobusse von Moia oft noch ziemlich leer durch die Gegend. Vielleicht, weil bei dem Wetter alle auf dem E-Scooter sitzen?
Diese Woche in unserer Strecke: Sommerzeit ist E-Rollerzeit
In Hamburg und München fährt die Flotte mit demselben rot-schwarzen Design wie in Berlin. In Düsseldorf allerdings heißen die Roller Eddy und sind grell grün, in Stuttgart sind sie blau und werden in Kooperation mit den Stadtwerken unter dem Namen Stella betrieben. Emmy-Kund*innen können auch in diesen Städten Roller über ihren Account mieten.
1600 Emmy-Elektroroller gibt es in ganz Deutschland. Genauer gesagt in Berlin, Hamburg, München, Düsseldorf und Stuttgart. Gestartet ist Emmy 2015 in Berlin mit 150 rot-schwarzen Flitzern. Auf Hamburgs Straßen fahren die Roller des Modells Muvi von Torrot seit Juni 2017. Die Ausstattung: zwei Elektrobatterien und eine Helmbox, die zum Verstauen der zwei Helme dient. Auf den Emmy-Rollern kann man auch zu zweit durch die Stadt fahren.
Die Anmeldung ist unkompliziert. Wer die App runtergeladen hat, kann sich für zehn Euro für das Starterpaket registrieren. Voraussetzung ist, dass man schon seit mindestens einem Jahr einen Führerschein hat. Den braucht man auch zur Verifizierung via Videocall. Ist das erledigt, kann man auch schon losrollern.
“Hast Du Deinen Führerschein dabei?” Eine Testfahrt
Die Fahrt zum Campus Finkenau dauert von Hoheluft-Ost aus ungefähr eine halbe Stunde, egal ob mit der U-Bahn oder mit dem Fahrrad. Theoretisch müsste es mit einem Elektroroller ohne Umsteigezeit etwas schneller gehen, je nach Länge des Fußmarsches zum nächsten Roller. Gestern stand einer der rot-schwarzen Roller direkt vor der Haustür. Heute natürlich nicht.
Wer die Dichte der kleinen Punkte in der Car2Go-, DriveNow– oder Stadtrad-App gewohnt ist, die eine deutlich größere Flotte haben, kann bei einem Blick in die Emmy-App enttäuscht werden. Hier herrscht oft gähnende Leere. Heute Morgen ist es zum Glück nicht so. Zwar nicht direkt vor der Haustür, aber keine 300 Meter entfernt steht ein Roller mit 54 Prozent Akkuladung. Der wird direkt reserviert.
Das Ausleihen läuft wie bei anderen Diensten auch über eine App. Erst in unmittelbarer Nähe erscheint die Option “Helmbox öffnen” auf dem Display. Wählt man diese aus, folgt ein kleiner Fragebogen: “Ist die Sitzbank sauber?” und “Hast du deinen Führerschein dabei?”. Bevor sich die Helmbox automatisch entriegelt und ein Fenster mit der Frage “Sind zwei Helme vorhanden?” aufpoppt, fordert die App dazu auf, den Roller auf Schäden zu prüfen.
Ist er zu stark, bist Du zu schwach
Schäden am Roller müssen über die Emmy-Service-Hotline gemeldet werden. Hat der Roller rein äußerliche Schäden wie Kratzer und abgeplatzten Lack, kann man bei Emmy einfach eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.
Bevor der Roller Fahrt aufnimmt, steht man noch vor dem letzten Hindernis: dem Standfuß. Um diesen zu lösen, muss man sich, bereits auf dem Roller sitzend, mit einiger Kraft nach vorne stemmen. Im Idealfall klappt der Ständer zurück und der Roller steht abfahrbereit auf den Rädern – soweit zumindest die Theorie. Ganz so einfach ist das leider nicht. Was hilft: Youtube-Videos, die zeigen, wie dieser Roller abzubocken ist. Beim Abstellen dann wieder die gleiche Hürde.
Wie eine Dosis Dopamin
Für die kleineren Strapazen wird man schließlich aber belohnt: Bei sonnigen 23 Grad wirkt die Fahrt durch Hamburg wie eine Dosis Dopamin. Der Luftzug, der um Nase und Fingerspitzen weht, während man bei maximal 45 Stundenkilometern über den Asphalt schwebt, fühlt sich nach großer Freiheit an. Dafür gibt man gerne vollen Körpereinsatz.
Du lässt dich lieber zum Zeil fahren? Lies mehr dazu in unserem Bericht zu Moia.
Titelillustration: Sarah J. Ejim