FINK.HAMBURG-Redakteure testen auf dem Weg zum Campus Car- und Ridesharing-Dienste. In der wöchentlichen Serie teilen sie ihre Erfahrungen. Diesmal: Clever Shuttle ist das günstige Taxifahren.
Sich in der Hamburger Innenstadt selbst durch den Straßenverkehr zu schlängeln, macht meistens keinen Spaß. Auf Wunsch übernehmen das seit September 2017 die Fahrer*innen von Clever Shuttle.
Eine neue Kampagne fürs Fahrradfahren, die Erlaubnis zur Benutzung von E-Tretrollern auf Hamburgs Fahrradwegen und Elektrobusse als Sammeltaxis: Hamburg setzt vermehrt auf nachhaltige Mobilität.
Bei dem Ride-Pooling-Dienst teilen sich nach Möglichkeit mehrere Fahrgäste ein Fahrzeug, die das gleiche oder ein naheliegendes Ziel haben – ähnlich wie beim erst vor Kurzem gestarteten VW-Konkurrenten Moia die Elektrobusse. Die grün-weißen Clever Shuttle-Autos und -busse fahren mit Elektro- oder Wasserstoffantrieb, sind also ebenso umweltfreundlich.
Hinter Clever Shuttle steckt die Deutsche Bahn
Ein intelligenter Algorithmus berechnet die zufällige Fahrgemeinschaft und achtet laut Unternehmen darauf, dass der Umweg für alle nicht zu lang wird. Gleichzeitig werden so die Kosten geteilt und der fixe Fahrpreis wird günstiger als bei einer normalen Taxifahrt. Derzeit testet Clever Shuttle seinen Service in Hamburg mit rund 50 Fahrzeugen und operiert nur im Innenstadtbereich. Darüber hinaus ist das Berliner Unternehmen in acht weiteren Großstädten aktiv. Hinter dem Angebot steckt die GHT Mobility GmbH, an der die Deutsche Bahn mehr als 80 Prozent der Anteile hält.
Neue Nutzer*innen müssen sich zunächst in der App registrieren, bevor sie eine Fahrt buchen können. Eine Buchung als Gast war mal möglich, das ist aber seit Anfang Juli nicht mehr der Fall. Weitere Bedingung: Die Ortungsdienste müssen aktiviert sein. Dafür ist der angezeigte Standort auf der Karte überraschend genau. Bezahlen können Nutzer in bar – laut Unternehmenssprecher Fabio Adlassnigg die beliebteste Bezahlmethode – oder bequem per Kreditkarte sowie Paypal.
Wartezeit länger als U-Bahn-Fahrt
Bis zur erfolgreichen Testfahrt zum Campus Finkenau hat es mehrere Anläufe gebraucht. Zum einen, weil die Autos von Clever Shuttle bis zum 1. Juli 2019 erst ab 9 Uhr morgens fuhren. Mittlerweile ist der Service in Hamburg – bis auf eine Stunde unter der Woche von 4 bis 5 Uhr – rund um die Uhr verfügbar. Zum anderen, weil mehrfach lange Wartezeiten berechnet wurden. “Unsere 50 Fahrzeuge sind mehr als ausgelastet”, sagt Fabio Adlassnigg. An Wochenenden könnten zum Teil 30 bis 40 Prozent der Fahrten gar nicht bedient werden. Die Zahl der Fahrzeuge, die das Unternehmen einsetzen kann, ist von der Verkehrsbehörde begrenzt.
Geduld ist auch an diesem Morgen um 8.37 Uhr notwendig. Nachdem der Startpunkt in Wandsbek und das Ziel bestätigt sind, bietet die App eine Abholung erst in 25 Minuten an. Die Ankunftszeit ist mit zirka 9:25 Uhr angegeben. Zum Vergleich: Für die gleiche Strecke berechnet Google Maps mit den Öffentlichen oder mit dem Rad 17 Minuten. Bevor die Fahrt bestätigt wird, bekommt der Buchende zudem eine kleines Bild vom Fahrer angezeigt. Hinter diesem verbirgt sich auch eine kurze Beschreibung zur Person, mit der Lektüre kann sich der Fahrgast die Wartezeit vertreiben. Dort erfahren Nutzer etwa, dass ihr*e Fahrer*in gerne reist und Zeit mit der Familie verbringt.
Nach 18 Minuten ist das Shuttle dann doch schon da. Einen weiteren Fahrgast gibt es nicht. Der komplett schwarze Innenraum des Hybrids mit Wasser- und Elektroantrieb ähnelt dem eines Taxis. Beim Einstieg begrüßt der Fahrer den Gast und klärt noch einmal das Ziel. Für die Routenplanung nutzt der Fahrer ein Handy, obwohl das sehr leise Auto ebenfalls über ein großes Display in der Mittelkonsole mit Navigationssoftware verfügt.
Taxiatmosphäre durch nette Gespräche
Anders als bei Moia sind Gespräche zwischen Fahrer und Gast durchaus gewünscht – ein weiteres Kriterium für die Taxiatmosphäre. Der Fahrer schlängelt sich geschickt und souverän durch den Morgenverkehr an Baustellen, die weichen, sauberen Ledersitze sind sehr bequem. Das Ziel erreicht das Fahrzeug um 9:14 Uhr – elf Minuten vor der eigentlich berechneten Zeit.
Justus ist mit der Konkurrenz gefahren: Lies mehr zu Moia hier.
Du hast kein Auto, willst aber selber fahren? Hier geht es zu unserem Artikel über DriveNow.
…und hier zu den Erfahrungen mit Car2go.
Titelillustration: Sarah J. Ejim