Weniger Abgas, mehr Leben: Von August bis jetzt waren Teile der Altstadt für den Autoverkehr gesperrt. Jetzt fordert die Bürgerinitiative “Altstadt für Alle!” weitere Projekte für die Innenstadt.

Zum Ende der autofreien Zone nahe des Hamburger Rathauses haben die Organisator*innen eine erfolgreiche Bilanz für ihr Projekt gezogen. Seit August und damit drei Monate lang schmückten selbstkreierte Schilder, Sitzbänke und Blumenkübel die Kleine Johannisstraße, die Schauenburger Straße sowie Parkplätze am Dornbusch. Auf den temporären Fußgängerzonen zogen Kulturevents ein. Das Ergebnis: weniger Lärm, mehr Zusammenhalt in der Nachbarschaft und generell mehr Lebensqualität. Am 31. Oktober geht das Projekt „Stadtraum für Menschen” zu Ende.

“Wir haben mit großem Erfolg gezeigt, wie sich die Innenstadt beleben und gestalten lässt”, sagte Johannes Jörn von der Patriotischen Gesellschaft von 1765. Die Gesellschaft zählt neben der Evangelischen Akademie der Nordkirche sowie der Gruppe “Hamburg entfesseln!” zu den Trägern der Bürgerinitiative “Altstadt für Alle!” und den Initiatoren des Projekts.

Die Initiative hatte 804 Teilnehmer*innen zu ihrer Meinung zu der Fußgängerzone online befragt. 85 Prozent teilten mit, dass sie mit dem Projekt zufrieden oder sehr zufrieden sind.

Mehr Kundschaft für die Gastronomie

Über die autofreien Zonen freuten sich nicht nur die Bürgerinitiative, die Nachbarschaft und Umweltschützer*innen: 93 Prozent der Befragten gaben an, die Gastronomie-Betriebe bewusster wahrgenommen zu haben. 86 Prozent vermuten, dass die Umsätze in dem Versuchszeitraum gestiegen sind. Diese Ansicht bestätigten alle sechs befragten Gastronomen.

Die gefürchteten Probleme mit dem Lieferverkehr blieben indes aus. “Der Lieferverkehr ist kein Problem, wenn die Park- und Ladezonen frei sind”, sagte Stadtplaner Mario Bloem. Die Initiative hatte den Lieferverkehr auf die Zeit zwischen 23 Uhr und 11 Uhr begrenzt. Rund 53 Prozent der Befragten bemerkten keine Veränderungen bei der logistische Abwicklung. 27 Prozent lobten sogar eine Verbesserung; nur 20 Prozent bemängelten eine Verschlechterung.

Ein Schild für die autofreie Zone reiche für den täglichen Betrieb aber nicht aus, sagt Bloem. Es brauche eine Sperre. Denn an einer nur beschilderten Zufahrt seien vormittags etwa 20 bis 30 Autos in die Fußgänger gerollt, bevor Ehrenamtliche und Händler*innen die Situation erklären mussten. Trotzdem gaben 80 Prozent der Befragten an, dass der Verkehrsraum konfliktärmer war. Die Autofahrer*innen zeigten sich verständnisvoll.

Pläne für weitere autofreie Zonen

“Wir wollen die Innenstadt verkehrlich beruhigen und weitestgehend autofrei machen”, hatte die Zweite Bürgermeisterin und Grünen-Politikerin Katharina Fegebank dem Abendblatt gesagt. Der Initiative-Sprecher Florian Marten lobte die Diskussionen in der Politik. “Wir freuen uns, dass der Umgang mit dem öffentlichen Raum im Bürgerschaftswahlkampf eine große Rolle spielt.”

Mit temporären Projekten wie jetzt im Rathausmarktquartier und in Ottensen lasse sich die Stadtzukunft preiswert erproben, sagte Marten. Die Erfahrungen und Resultate des diesjährigen Projektes sollen in künftige Pläne für weitere autofreie Zonen in der Innenstadt einfließen. Alleine könne die zivilgesellschaftliche Initiative das nicht schaffen: Die Stadt und der Handel müssten Initiative ergreifen.

Von den diesjährigen Projektkosten von rund 180.000 Euro haben die Bezirksversammlung Mitte sowie Spender rund zwei Drittel übernommen. Das letzte Drittel wurde durch ehrenamtliches Engagement geleistet.

kil/dpa