Am 3. November wird nicht nur der Präsident der Vereinigten Staaten gewählt. Indirekt stimmen die Amerikaner*innen auch für die First Lady. Aber was genau beinhaltet das unfreiwillige Amt, und wie politisch ist es?
Extrem unterschiedliche Kandidaten, ein tief gespaltenes Land und ein Kongress, der in großen Teilen neu gewählt wird: Die US-Wahl 2020 ist in jeder Hinsicht historisch. Wie wichtig ist die Briefwahl? Was passiert in den kommenden Tagen? Und wird die Wahlbeteiligung so hoch ausfallen wie seit einem Jahrhundert nicht mehr? FINK.HAMBURG verfolgt für euch die Wahl und liefert Hintergründe, Erklärungen und Neuigkeiten, wenn es heißt: Trump oder Biden?
Die ganze Welt steht Kopf: Die Wahl des neuen US-Präsidenten steht an. Auf Social Media und in den Nachrichten wird seit Wochen nur noch über die beiden Präsidentschaftskandidaten gesprochen. Entscheidet das amerikanische Volk für eine Amtsverlängerung des Republikaners Donald Trump, oder wird der Demokrat Joe Biden das Rennen machen?
Wer das Amt des amerikanischen Präsidenten innehält – bisher war es immer ein Mann – gilt als mächtigste Person der Welt. Doch wer steht an seiner Seite? Richtig, die First Lady. Denn mit der Amtseinführung des Präsidenten der Vereinigten Staaten muss auch die jeweilige Ehefrau in das Weiße Haus einziehen und die Rolle der First Lady übernehmen.
“Hat die nicht Corona?”
Wer die Gattin von Noch-Präsident Donald Trump ist und was ihre Aufgaben als First Lady sind: Wir haben in der Hamburger Innenstadt nachgefragt.
FINK.HAMBURG klärt auf
Unsicherheiten beim Namen, Unklarheiten über die aktuelle Wohnsituation, Unwissen über ihre Aufgaben – wir haben recherchiert und uns die aktuelle First Lady und ihr Amt genauer angeschaut:
Melanie, Melania, oder doch Ivana?
Die First Lady heißt Melania Trump. Sie wurde als Melanija Knavs am 26. April 1970 im heutigen Slowenien geboren. Mit 16 Jahren begann sie zu modeln, 1996 zog sie für den Job nach New York. Dort lernte sie 1998 Donald Trump kennen, im Januar 2005 heirateten die beiden. Ein Jahr später kommt ihr gemeinsamer Sohn Barron auf die Welt.
Ivana Trump gibt es aber auch: Sie ist die Ex-Frau von Donald Trump. Sie waren von 1977 bis 1990 verheiratet. Drei Kinder stammen aus dieser Ehe: Ivanka Trump, Donald Trump Junior und Eric Trump.
Lebt Melania Trump im Weißen Haus?
Ja, aber gemeinsam mit Sohn Barron zog Melania erst einige Monate nach dem Präsidenten ins Weiße Haus. Vorerst blieben Mutter und Sohn in New York, damit Barron sein Schuljahr noch beenden konnte. Am 12. Juni 2017 verkündete die First Lady dann ihren Umzug auf Twitter.
Hat die First Lady Corona?
Nein, aber sie wurde – wie Donald Trump – am 2. Oktober 2020 auf Covid-19 positiv getestet. Beide sind mittlerweile gesund und machen wieder Wahlkampf. Auf der offiziellen Website des Weißen Hauses könnt ihr Melania Trumps persönliche Erfahrungen mit dem Coronavirus nachlesen.
Und wofür setzt sich Melania Trump ein?
Seit Mai 2018 setzt sich die First Lady mit ihrer Kampagne “Be Best” für das Wohlergehen von Kindern ein. Der Fokus liegt dabei auf Online-Sicherheit, Cyberbullying und Opioid-Missbrauch. Das könnte einigen bekannt vorkommen: Melania wird vorgeworfen, die Texte auf der “Be Best”-Website und den dazugehörigen Flyern von einer Obama-Kampagne aus dem Jahr 2014 abgekupfert zu haben. Und das soll nicht das erste Mal gewesen sein, dass sie ihre Vorgängerin Michelle Obama kopierte. Bereits zwei Jahre zuvor soll sich Melania bei einer Rede auf dem Parteitag der Republikaner an Michelle Obamas Worten aus dem Jahr 2008 bedient haben.
Die Rolle der First Lady im Wahlkampf
Die Frauen der Präsidentschaftskandidaten stehen schon vor dem offiziellen Amtsantritt ihrer Männer in der Öffentlichkeit – ob sie das wollen oder nicht. Bereits während des Wahlkampfs hält die potenzielle First Lady Reden und unterstützt ihren Mann, wo sie kann. Zum Beispiel erzählt Joe Biden in einem Video auf Twitter vom 18. Oktober 2020 von seinen fünf Heiratsanträgen an seine Frau Jill, zeigt alte Familienfotos von den beiden und teilt persönliche Einblicke in ihre Beziehung. Privates wird der Öffentlichkeit präsentiert und Vergangenes wieder herausgekramt. Die First Lady steht stets im Rampenlicht, Medien berichten über falsche Outfits oder Blicke – nichts bleibt unkommentiert.
Und die First Lady muss zu ihrem Mann stehen, egal wie er sich aufführt. Eine Erfahrung, die Hillary Clinton in den 1990ern im Zuge der Lewinsky-Affäre bereits machen musste. Melania Trump verteidigte ihren Mann im Oktober 2016 nach seinen frauenfeindlichen Aussagen (“grab her by the pussy”) in einem Interview: Donald Trump hätte lediglich einen “boytalk” gehalten und nicht gewusst, dass er dabei aufgenommen worden sei. Außerdem habe der Host, Billy Bush, ihren Mann dazu angestachelt, derartige Dinge zu sagen.
Keine Bezahlung für das Amt der First Lady
Auch Bodyguards gehören zu dem Alltag einer jeden First Lady – genauso wie Staatsempfänge und Veranstaltungen im Weißen Haus. Sie sind immer top gestylt, lächelnd winken sie in die Kameras, wenn sie den US-Präsidenten begleiten oder in eigener Sache an die Öffentlichkeit gehen. Übrigens: Ein Vollzeitjob, der nicht bezahlt wird. In Deutschland sieht das nicht anders aus: Auch die Frau des Bundespräsidenten hat repräsentative Pflichten, einen Vollzeitjob und bekommt kein Gehalt.
Aber ist das Amt der First Lady wirklich nur repräsentativ? Zumal die First Lady einen eigenen Berater*innenstab und ein Budget zur Verfügung gestellt bekommt. Was haben frühere First Ladies aus ihrem – nicht ganz freiwillig gewählten – Amt gemacht?
Fünf historische First Ladies und wofür sie bekannt sind
Es gibt keine festgeschriebenen Regeln oder Aufgaben für eine First Lady. Die Rolle des Amts hat sich stetig verändert. Jede Präsidentengattin hat das Weiße Haus und die amerikanische Politik auf ihre eigene Weise geprägt. Wir haben für uns fünf der ehemaligen First Ladies genauer angeschaut.
Martha Dandridge Custis Washington
(Amtszeit: 1789 bis 1797)
Das Bild ihres Ehemanns findet sich auf jedem amerikanischen Ein-Dollar-Schein. Als Frau von George Washington, dem ersten Präsidenten der USA, war sie die erste First Lady in der Geschichte – obwohl es den Titel zu dieser Zeit noch gar nicht gab. Im Jahr 1731 wurde sie auf einer von Sklav*innen bewirtschafteten Plantage in Virginia geboren. Mit 26 Jahren war sie bereits Witwe und heiratete im Jahr 1759 schließlich den damaligen Colonel George Washington. Sie leitete mit Hilfe von Sklav*innen den Haushalt der Mount Vernon Plantage am Potomac und kümmerte sich um die Familie. George Washington machte sich als Befehlshaber während der Revolutionskrieges einen Namen und wurde 1789 einstimmig zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt – an seiner Seite: Martha. Sie stand ihm bei Empfängen und anderen offiziellen Anlässen zur Seite und begründete so die Rolle der First Lady als Gastgeberin der Nation. Nach achtjähriger Amtszeit übernahm John Adams 1797 das Präsidentenamt. Die Washingtons kehrten zurück nach Mount Vernon. Bereits zwei Jahre später starb George Washington. 1802 starb Martha an hohem Fieber.
Foto: Unidentified artist, copy after Gilbert Stuart (1755–1828) and Charles Willson Peale (1741–1827), Public domain, via Wikimedia Commons
Jacqueline Lee Bouvier Kennedy
(Amtszeit: 1961 bis 1963)
Sie saß direkt neben ihm als es passierte: Ihr Ehemann John F. Kennedy, der 35. Präsident von Amerika, wurde im Jahr 1963 von tödlichen Schüssen getroffen. Damit endete auch für Jacqueline Kennedy, genannt Jackie, die Amtszeit als First Lady nach bereits zwei Jahren. Doch zurück zum Anfang – wie alles begann: Die damals 23-jährige Journalistin sollte für den Washington Times-Herald einen Abgeordneten interviewen: John F. Kennedy. Ein Jahr später, 1953, heiratete die junge Jacqueline Lee Bouvier schließlich in den Kennedy-Clan ein. Während ihrer kurzen Zeit im Weißen Haus war sie sehr beliebt in der Bevölkerung, galt als Stilikone und prägte für viele Amerikaner*innen das damalige Frauenbild. Ihre selbst definierte Hauptaufgabe: "Sich um den Präsidenten zu kümmern". Als Teil des Traumpaars "Jackie und John", wie sie die Medien damals betitelten, hatte Jackie Kennedy mit vielen Schicksalsschläge zu kämpfen. Neben diversen Affären ihres Mannes musste sie den Tod ihrer zwei von insgesamt vier gemeinsamen Kindern verkraften. Fünf Jahre nach der Ermordung von John F. Kennedy heiratete sie den 23 Jahre älteren Geschäftsmann Aristoteles Onassis. 1975 wurde sie zur zweifachen Witwe. Von 1978 bis zu ihrem Tod 1994 arbeitete sie in New York City als Redakteurin für Doubleday.
Foto: Dell Publishing, 1960. Photograph by Jacques Lowe, Public domain, via Wikimedia Commons
Hillary Rodham Clinton
(Amtszeit: 1993 bis 2001)
Sie unterstütze als First Lady nicht nur ihren Präsidentengatten Bill Clinton, sondern engagierte sich auch selbst in der Politik. Hillary Clinton mischte während ihrer acht Jahre im Weißen Haus aktiv im politischen Geschehen mit. Unter anderem leitete sie die Task Force zur nationalen Gesundheitsreform. Als First Lady setzte sie sich für Frauen- und Menschenrechte sowie den Kinderschutz ein. Skandalfrei blieb die Zeit der Clintons im Weißen Haus nicht: Während der zweite Amtszeit dominierte die Affäre ihres Mannes mit der Praktikantin Monica Lewinsky die Medien. Im Jahr 2000 wurde sie die erste First Lady und die erste Frau, die in New York in den Senat der Vereinigten Staaten gewählt wurde. Auch nach ihrer Zeit als First Lady blieb die Rechtsanwältin in der amerikanischen Politik präsent: 2008 war sie erstmals im Gespräch als Präsidentschaftskandidatin für die demokratische Partei – verlor allerdings bereits in den parteiinternen Vorwahlen gegen Barack Obama. Anschließend besetzte sie den Posten als Außenministerin. Im Jahr 2016 schickten sie die Demokraten schließlich als erste Frau in der Geschichte ins Rennen um das Präsidentenamt. Auch in diesem Wahlkampf musste sie eine Niederlage gegen den aktuell noch amtierenden Präsidenten Donald Trump zurückstecken. Danach zog sie sich weitestgehend aus der Politik zurück.
Foto: Gage Skidmore, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons
Laura Welch Bush
(Amtszeit: 2001 bis 2009)
Die Grundschullehrerin und Bibliothekarin war acht Jahre lang als First Lady an der Seite ihres Mannes Georg W. Bush, dem 43. Präsidenten der USA. Auch sie unterstütze den Wahlkampf ihres Mannes aktiv. Als First Lady engagierte sie sich für Projekte, die die Bildung, das Gesundheitssystem und Frauenrechte förderten. Zudem setzte sie sich für die Bekämpfung von Analphabetismus ein. Während ihrer ersten Amtszeit als First Lady gründete sie beispielsweise die Bildungsinitiative "Ready to Read, Ready to Learn". Außerdem rief sie das National Book Festival ins Leben, um jedes Jahr Zehntausenden Amerikaner*innen Literatur näher zu bringen. Sie bereiste alle 50 US-Staaten und mehr als 75 Länder, besuchte Schulen und Krisengebiete. Neben ihrem sozialen Engagement trat Laura Bush in der Öffentlichkeit kaum in Erscheinung – bis zum 11. September 2001: Nach dem Terroranschlag vertrat sie ihren damals verhinderten Mann und hielt die Ansprache ans Volk. Sie hielt außerdemals erste First Lady die wöchentliche Radioansprache des Präsidenten: "Der Kampf gegen den Terrorismus ist auch ein Kampf für die Rechte und Würde von Frauen", so Laura Bush. Sie setzte sich gegen die Unterdrückung von Frauen und Kindern in Afghanistan durch die Taliban ein.
Foto: White House photo by Krisanne Johnson, Public domain, via Wikimedia Commons
Michelle Obama
(Amtszeit: 2009 bis 2017)
Sie und ihr Mann Barack Obama waren das erste Schwarze Präsidentenpaar in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Michelle wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Vor ihren acht Jahren als First Lady war sie als Rechtsanwältin und Autorin tätig. Bereits während des Wahlkampfs ihres Mannes war Michelle Obama sehr präsent: Sie hielt diverse Wahlkampfreden und gab Interviews, galt als Stilikone und war auch in den sozialen Medien vertreteten. Mit ihrer humorvollen Art wurde sie schnell sehr beliebt – nicht nur bei den Amerikaner*innen. Während ihrer Amtszeit setzte sie sich unter anderem stark für das Familienwohl, Bildung und Frauenrechte ein. Sie realisierte Projekte zur Unterstützung von Militärfamilien und förderte Gesundheitsangebote für Kinder. Mit ihrer Kampagne "Reach Higher" (2014) ermutigte sie junge Menschen, ihre berufliche Zukunft aktiver selbst zu gestalten. Bis heute gilt sie als Vorbild für viele Frauen. Auch nach ihrer Amtszeit im Weißen Haus sind die Obamas weiterhin in der Öffentlichkeit präsent. 2018 veröffentlichte Michelle ihre Autobiografie "Becoming". 2020 folgte die Netflix-Verfilmung ihrer Lesetour.
Foto: Tim Pierce from Berlin, MA, USA, CC BY 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by/2.0>, via Wikimedia Commons
Quellen: ZDF History “First Ladies. Die sanfte Macht im Weißen Haus”, Offizielle Website des Weißen Hauses, Offizielle Website Mount Vernon
Titelbild: Evan Vucci/AP/dpa
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