FINK.HAMBURG-Redakteure haben auf dem Weg zum Campus einige Car- und Ridesharing-Dienste getestet. In der wöchentlichen Serie teilen sie ihre Erfahrungen.
Eine neue Kampagne fürs Fahrradfahren, die Erlaubnis zur Benutzung von E-Tretrollern auf Hamburgs Fahrradwegen und Elektrobusse als Sammeltaxis: Hamburg setzt vermehrt auf nachhaltige Mobilität. Lohnt es sich bis zur nächsten Stadtrad-Station zu laufen, wenn mal alle Fahrräder ausgeliehen sind und fahren die Elektrobusse von Moia wirklich immer leer durch die Gegend?
Weiter geht es mit Carsharing-Dienst DriveNow: Das Carsharing-Unternehmen gehört zum Automobilhersteller BMW. Es existiert seit 2011. An 31 Standorten weltweit stehen über 6.500 Fahrzeuge zur Verfügung. Rund 600 davon können in Hamburg gemietet werden, davon 200 elektrische.
Wunschauto auf Knopfdruck reservieren
Die Buchung eines Autos über die App ist unkompliziert: Karte aufrufen und ein DriveNow-Auto in der Nähe aussuchen. Im Regelfall ist der nächste Mini Cooper oder BMW nicht allzu weit entfernt. Falls man doch etwas weiter laufen muss, kann man das Wunschauto für 15 Minuten reservieren. Jede weitere Minute Reservierung wird mit 10 Cent berechnet. Die App zeigt den Weg zum Auto an und informiert über die verbleibende Reservierungszeit. Nutzer*innen können bereits in der App ein Navigationsziel festlegen und so Zeit bei der Abfahrt sparen.
Felge meets Kantstein?
Vor Fahrtantritt muss das Auto erst einmal auf Schäden überprüft werden – wurde beim Einparken mal wieder der Kantstein übersehen? Hat die Stoßstange am Pfeiler angedockt? Ist an dem Auto eine noch nicht gemeldete Schramme, verzögert sich die Abfahrt etwas: In der Hotline kann man sich gerne mal zehn bis fünfzehn Minuten von Warteschleifenmusik beschallen lassen. Am anderen Ende der Leitung angekommen, läuft die Schadensmeldung jedoch zügig und unkompliziert ab.
Sobald alles geklärt ist, wird das Auto per App geöffnet. Der hier getestete Mini Cooper macht einen gepflegten Eindruck. Das wichtigste – der Innenraum – ist sauber. Ein bisschen Dreck auf der Fußmatte ist völlig normal und stört nicht beim Fahren. Auf dem Beifahrersitz hat jemand etwas Verpackungsmüll hinterlassen – könnte schlimmer sein.
Die Uhr läuft weiter
Das Navigationssystem berechnet für die zehn Kilometer vom S-Bahnhof Stellingen 26 Minuten bis zum Mediencampus Finkenau. Nach wenigen Metern jedoch das erste Problem: Stau. Aber alles nicht so schlimm, der Mini ist komfortabel: Automatikgetriebe, Klimaanlage und viel Platz auch für große Menschen. Die Abrechnung erfolgt jedoch minütlich. Das Navigationssystem scheint den Stau nicht mitberechnet zu haben und so stehen am Ende 37 Minuten statt 26 auf der Abrechnung. Trotz Spartarif von 24 Cent pro Minute kostet die Fahrt am Ende 9,88 Euro. Die Standzeit zwischen dem Start der Miete und dem Fahrtbeginn wird mit 15 Cent pro Minute berechnet. Ebenso die Zeit vom Einparken bis zum tatsächlichen Beenden der Miete.
Vorsicht vor zusätzlichen Kosten
Wer sich blitzen lässt oder das Auto versehentlich im Halteverbot abstellt, bekommt nicht nur Post von den Behörden. Auch DriveNow berechnet für Ordnungswidrigkeiten Gebühren. AGB-Verstöße wie Auslandsfahrten oder das Ausleihen der Kundenkarte an Dritte ahndet DriveNow mit bis zu 250 Euro Strafe. Hier gibt es eine Übersicht der Servicegebühren.
Fazit
Autofahren ist teuer. Das gilt auch für den Sharing-Dienst DriveNow. Jedoch fährt man für das Geld auch in gut gepflegten Fahrzeugen. Für den gelegentlichen Gebrauch ist DriveNow eine gute Option, für Vielfahrer*innen eine teure Angelegenheit. Vor allem bei den unberechenbaren Verkehrsstaus in Hamburg. Nicht ganz schlüssig ist, warum die Elektrofahrzeuge mit 36 Cent zu den teuersten Fahrzeugen der Flotte gehören. Die Motivation, sich mit Elekromobilität zu beschäftigen, sinkt dadurch und man greift vermutlich doch lieber zum günstigeren BMW 1er mit Dieselmotor.
Du schwingst dich lieber in den Sattel? Dann lies hier den Testbericht über Stadtrad Hamburg.
Aus DriveNow und Car2Go wird ShareNow. Mehr Informationen gibt es hier.
Titelillustration: Sarah J. Ejim