Konzerte auf Dachterrassen oder direkt im Wohnzimmer: Die Gründerinnen von SofaConcerts brauchen nur eine Steckdose, um Bands auftreten zu lassen. FINK.HAMBURG hat sich mit Musikliebhaberin Marie-Lene Armingeon getroffen.
Marie-Lene Armingeon und Miriam Schütt kennen sich schon aus ihrer Schulzeit. Während des Studiums landeten sie dann bei Freunden auf einem Wohnzimmerkonzert. “Das hat uns geflasht. Jeder ist anschließend mit einem Strahlen im Gesicht nach Hause gegangen”, erzählt Marie-Lene. Die Gründungsidee war geboren.
Das Format ist einfach umzusetzen: Wohnzimmermöbel beiseite schieben, Leute einladen und los geht es. Aus dem gemeinsamen Erlebnis entstand die Geschäftsidee: Die Freundinnen wollten eine Plattform gründen, die weltweit zwischen Künstlern und Veranstaltern vermittelt. 2013 gab es bereits einige Portale, die nach ähnlichem Prinzip funktionieren. “Für alle möglichen Dinge. Blablacar, Flixbus oder Kleiderkreisel sind einige Beispiele”, sagt Marie-Lene Armingeon.
2014 gründeten die beiden Frauen ihr Unternehmen SofaConcerts. “Am Anfang hatten wir viele Singer & Songwriter in unserem Portfolio, das hat sich schnell herumgesprochen. Wir waren selbst erstaunt darüber, wie schnell”, erzählt Marie-Lene Armingeon. Aktuell hat SofaConcerts 3.500 aktive Künstler in der Kartei. Auch die Vielfalt ist größer geworden: Mittlerweile ist von Rock, Funk und Soul bis Blues alles dabei.
“Wir drehen den Spieß einfach um”
Die Gründerinnen sehen SofaConcerts aber nicht nur als Plattform für Wohnzimmerkonzerte: “Im Grunde schaffen wir Bühnen, wo vorher keine waren. Wir drehen den Spieß einfach um. Die Leute kommen nicht zur Musik, sondern die Musik zu den Leuten”, sagen die Gründerinnen. Das kann im Grunde überall sein, vom Wohnzimmer über Küchen, Dachterrassen und Restaurants bis zu Treppenhäusern oder großen Badezimmern. “Es gibt keine Grenzen wo Musik stattfinden kann.”
Zu Beginn haben sich die Geschäftspartnerinnen mit Erspartem finanziert. “Teure Marketing-Aktionen oder tolle Events konnten wir uns nicht leisten”, sagen sie. Auch wenn die beiden Süddeutschen oft vom Schietwetter in Hamburg enttäuscht sind, war Hamburg der richtige Ort zum Gründen. “Hier konnten wir die Plattform gut weiterentwickeln. Die kreative Gesellschaft ist hier groß”, sagt Marie-Lene Armingeon. Auch die Stadt Hamburg hat sie unterstützt. Im Rahmen des Innovationsstarter-Programms der IFB Hamburg erhielten sie einen niedrigen sechsstelligen Betrag.
Ein langer Weg zum Geld verdienen
Der staatliche Gründungszuschuss war für beide wichtig. “Wir haben unsere Jobs für SofaConcerts an den Nagel gehängt. Bis wir damit Geld verdient haben, war es aber ein langer Weg”, so Marie-Lene. Seit 2016 finanziert sich die Plattform selbst. Mittlerweile besteht SofaConcerts aus acht Leuten und wächst stetig.
Jedes Wohnzimmerkonzert ist für die Gründerinnen eine wertvolle Mischung aus Musik, Zuschauern und der besonderen Atmosphäre. “Ein 08/15-Programm wird hier nicht abgespult”, betont Marie-Lene Armingeon. “Für Top-40-Coverbands kann ich mich überhaupt nicht begeistern“, sagt die Gründerin. Für sie ist es beeindruckender, wenn die Musiker etwas Eigenes schaffen. Genau wie die Gründerinnen selbst.
In der Serie Gründerinnen beleuchtet FINK.Hamburg die Hamburger Startupszene und stellt Frauen vor, die den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.