Die Geschichte des Filmfest Hamburg beginnt bereits in den 50er Jahren. Seitdem sind Promis wie Jodie Foster und Clint Eastwood über den roten Teppich gelaufen. Heute leitet ein Ritter das Festival. Ein Überblick zur Festivalgeschichte.
1992 wurde das erste Filmfest in Hamburg eröffnet. Bis heute feierten hier rund 3000 nationale und internationale Produktionen ihre Welt-, Europa- oder Deutschlandpremiere. Seit dem Gründungsjahr ist das Festival kontinuierlich gewachsen und die Besucherzahlen haben sich mehr als verzehnfacht.
Die Geschichte des Filmfests Hamburg beginnt allerdings einige Jahrzehnte früher. In den 50er Jahren gab es bereits die Hamburger Filmtage, Filmwochen und Kinotage. Aus der 1968 gegründeten “1. Hamburger Filmschau” und dem 1979 initiierten “Filmfest der Filmemacher” entwickelte sich schließlich das erste Filmfest Hamburg unter der Leitung der deutschen Filmjournalistin Rosemarie Schatter.
Glamour und Stars
Zwei Jahre später übernahm der Filmproduzent Gerhard von Halem die Festivalleitung. Beim “neuen” Hamburger Festival stand weiterhin das junge Kino deutscher Filmemacher und der unabhängige Film im Fokus. Erst seit einigen Jahren finden auch größere internationale Produktionen ihren Platz im Programm, und damit auch die Stars und der Glamour der Branche.
Von 1995 bis 2002 übernahm Filmproduzent und -Promoter Josef Wutz die Leitung und baute das Filmfest kontinuierlich aus. Es etablierte sich unter seiner Führung in der Branche und beim Publikum als das Festival für Independentfilme und zeigt darüber hinaus viele Hamburger Produktionen. Seit 2003 ist Albert Wiederspiel der Filmfest-Chef. Er holt immer mehr internationale Produktionen nach Hamburg.
Im vergangenen Jahr hat das Filmfest insgesamt ein Preisgeld von 125.000 Euro vergeben. Neu ist seit 2018 auch der mit 25.000 Euro dotierte Hamburger Filmpreis Deutscher Kinoproduktion, den die Behörde für Kultur und Medien Hamburgs stiftet.
Der Filmfest-Chef
1968 wanderte Albert Wiederspiel mit seiner Familie nach antisemitischen Ausschreitungen in Polen nach Dänemark aus und studierte später in Paris Filmwissenschaften. Nach dem Studium begann er eine Lehre bei 20th Century Fox international. Während seiner Karriere war er sowohl als Marketingleiter bei 20th Century Fox of Germany und als General Manager – Theatrical bei PolyGram Film Entertainment tätig. Er ist Mitglied in der European Film Academy und wurde 2013 zum Ritter im Orden für Kunst und Literatur ernannt.
Von Clint Eastwood bis Nina Hoss
Seit 1995 verleiht das Hamburger Filmfest jedes Jahr den Douglas-Sirk-Preis an Filmkünstler*innen, die einen besonderen Beitrag für Kultur und Industrie geleistet haben.
Namensgeber des mittlerweile 22-fach vergebenen Preises ist Douglas Sirk (geb. Detlef Siereck), der 1937 vor den Nationalsozialisten von Hamburg in die USA floh. Dort feierte er seinen ersten Erfolg als Regisseur mit “Summerstorm”.
Den ersten Douglas-Sirk-Preis bekam 1995 Clint Eastwood für seine Verdienste in der Filmbranche. Es folgten Jodie Foster (1997), Gérard Depardieu (2006) und Fatih Akin (2014). In diesem Jahr wird Nina Hoss für ihre schauspielerische Leistung in den Filmen “Das Vorspiel” und “Pelikanblut” den Preis entgegennehmen.
Michel-Filmfest: Kinder an die Macht
Mit dem Amtsantritt von Albert Wiederspiel fand 2003 das erste Kinder- und Jugendfilmfest Michel statt. Dort laufen Animations-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie Spielfilme. In der Jury für den Michel-Filmpreis sitzen natürlich auch Kinder. Und Kinder moderieren die Veranstaltungen.
Let’s talk about money
Das Filmfest Hamburg lockt jährlich Zehntausende Kinofreudige nach Hamburg. Im vergangenen Jahr waren es rund 40.000 Besucher*innen. Zum Vergleich: Das Filmfest München verzeichnete 2019 rund 70.000 Kinobesucher. Spitzenreiter in Deutschland ist natürlich die Berlinale mit über 480.000 Besucher*innen in diesem Jahr.
In Berlin oder München werden öffentliche Gelder vom Senat bereitgestellt. Das ist in Hamburg anders und damit die Summe, aus der das Festival heraus finanziert wird, vergleichsweise gering. Albrecht Wiederspiel sieht das Filmfest Hamburg allerdings nicht als Konkurrenzveranstaltung zur Berlinale. Im Interview mit “Die Welt” sagt er: “In anderen Städten entsteht leicht der Eindruck, dass man mit Geld alles machen könnte. So ist es ja nicht. Wenn ich plötzlich sieben Millionen hätte, würde ich dennoch keine Berlinale machen wollen”.
Die Krux liege eher im Budget für Marketing und Vernetzungsaktivitäten. Das würde “mehr kreative Freiheit und eine bessere Planbarkeit ermöglichen.” Auch die Filmmieten stellen den Festivalleiter vor größere Herausforderungen. Beim jetzigen Budget könnten diese für große Filme kaum gezahlt werden.
Titelbild: Filmfest Hamburg