Wusstet ihr eigentlich, durch wie viele Hände ein Kleidungsstück wandert, bevor es in unseren Schränken landet? In unserer Reihe “Karma-Shopping” erfahrt ihr, was Fast Fashion bedeutet und wie ihr beim Shoppen euer Karmakonto aufbessert. Diesmal: Was ist “schnelle Mode”?
Hier könnt ihr Kleidung spenden:
Ausrangierte und wiederverwendbare Kleidung könnt ihr an Hamburger Recyclinghöfen oder in Secondhandshops abgeben. Humana, Stilbruch oder Jack un Büx nehmen tragbare Kleidung gerne entgegen. Am besten informiert ihr euch bevor ihr loszieht noch einmal , ob es einen coronabedingten Annahmestopp gibt.
Im Sommer 2020 baute die Stadtreinigung Hamburg ihre insgesamt 120 Altkleidercontainer ab. Auch das Deutsche Rote Kreuz sperrte einige Textilsammelstellen vorläufig. Ein Grund: Die Container waren vermüllt und überfüllt durch riesige Mengen an Billigmode.
Viele Textilien sind so minderwertig, dass sie häufig nicht mal für die Produktion von Putzlappen oder Füllmaterial verwendet werden können, schreibt die Hamburger Morgenpost. Und so landen sie in Müllverbennungsanlagen.
Dass Billigkleidung sich kaum bis gar nicht recyceln lässt, ist nur eins der vielen Probleme im Zusammenhang mit Fast Fashion: Die “schnelle Mode” erlaubt es uns, ständig neue Klamotten zu extrem günstigen Preis zu erstehen. Wenn das Discounter-Schnäppchen lockt, vergessen wir schnell, dass unsere Konsumentscheidungen Folgen haben. Mit jedem Cent, den wir für ein Produkt ausgeben, unterstützen wir die jeweiligen Händler*innen, Produzent*innen und damit auch ihre Herstellungsbedingungen sowie Geschäftspraktiken. Kaufen wir minderwertige Billigware, fördern wir Ressourcenverschwendung, Umweltverschmutzung, Ausbeutung und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen.
Ein langer Weg für ein kurzes Leben
Designed in den USA, Baumwolle gepflückt in der Türkei, gewebt in Indien, genäht in China, verkauft in Hamburg. Fast Fashion legt einen langen Weg zurück bis sie in unseren Kleiderschränken landet – und das in kürzester Zeit. Denn genau darum geht es bei der Billigmode: Super schnell und günstig, von der Fabrik in die Warenhäuser. Kaum ist ein Trend bei uns angekommen, wird er schon vom nächsten abgelöst und die alten Stücke landen auf dem Müll, ganz nach dem Motto: “Hat ja eh nicht so viel gekostet”.
Den Preis für die billige Mode und den schnellen Konsum zahlen am Ende nicht die Verbraucher*innen, sondern die Mitarbeiter*innen in den Fabriken und unsere Umwelt. Die Textilindustrie ist durch ihr rasantes Wachstum zum zweitgrößten Wasserverbraucher und Umweltverschmutzer geworden. Die Produktion einer einzigen Jeanshose zum Beispiel verbraucht im Schnitt 7000 Liter Wasser. Das sind knapp 39 Badewannen.
Ein Kleidungsstück braucht 22 Menschen
Initiativen für faire Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie
Um auf die Missstände in Textilfabriken hinzuweisen und die Ausbeutung der Näher*innen in der Modeindustrie zu stoppen, rief die Initiative “Fashion Revolution” im Jahr 2014 den “Fashion Revolution Day” ins Leben. Auch die “Fair Wear Foundation” setzt sich für sichere Arbeitsbedingungen ein. Ihr Ziel: International anerkannte Standards für die gesamte Produktionkette von Textil- und Modeunternehmen.
Rohstoffe, Stoffproben und Prototypen werden immer wieder hin- und hergeschickt, bis die Produktion beginnen kann. Häufig findet diese unter ungerechten und unsicheren Arbeitsbedingungen statt. Ein Beispiel: Im Jahr 2013 starben mehr als 1100 Menschen bei einem Gebäudeeinsturz nach einem Großbrand in der Kleidungsfabrik “Rana Plaza” in Bangladesh. In dieser Fabrik produzierten die Näher*innen unter anderem Kleidung für die Fast-Fashion-Riesen “Mango”, “C&A”, “H&M” und “Primark”.
Bis ein Kleidungsstück bei uns ankommt, geht es laut der “Fair Wear Foundation” im Schnitt durch die Hände von 22 Menschen, die alle an seiner Herstellung beteiligt sind.
Nachhaltig, nachhaltiger, Secondhand
Welche fairen, umweltschonenderen Alternativen gibt es zu Fast Fashion? Luxusmarken bieten ihren Kund*innen pro Jahr weniger Kollektionen als die Fast-Fashion-Riesen, zu deutlich höheren Preisen. Es wäre allerdings ein Trugschluss zu folgern, Premium-Labels würden ihre Produkte unter anderen Bedingungen herstellen als Textildiscounter. Luxuskonzerne nutzen häufig die gleichen Baumwollfelder wie Fast-Fashion-Unternehmen. Sie lassen die Kleidung oft von den gleichen Arbeiter*innen, in den gleichen Fabriken nähen – zu den gleichen Niedriglöhnen. Lediglich die Margen der Unternehmen unterscheiden sich in diesen Fällen.
Wer verantwortungsvoll konsumieren möchte, sollte zum fair produzierten Stück greifen. Noch besser: gebraucht kaufen. Denn die Kleidung wurde bereits designed, produziert sowie verschifft und spart dadurch nicht nur Rohstoffe, sondern auch lange Produktionswege, Verpackungsmaterial und Ressourcen wie Wasser und Strom.
Fazit: Secondhandware shoppen bessert nicht nur euer Karmakonto auf und schont die Umwelt, sondern spart auch Geld und verschafft euch die Chance, echte Raritäten zu ergattern – fernab vom Einheitsbrei der Kaufhäuser. In Teil zwei der Karma-Shopping-Reihe verrät euch FINK.HAMBURG, wo ihr die besten Trödelläden und Second-Hand-Shops der Stadt findet. Bleibt gespannt!
Karma-Shopping
Shoppen ohne das Karmakonto zu belasten, geht das? In der Reihe “Karma-Shopping” tauchen wir ein in die Welt der (nachhaltigen) Mode. Erfahrt, was Fast Fashion für Mensch und Umwelt bedeutet, wie eure Kaufentscheidungen die Modeindustrie beeinflussen und welche Alternativen es gibt, um umweltbewusst und fair einzukaufen.
Illustrationen: Mali Paede
Titelbild: Paula-Lu Wiedeking
[…] aus Fair Trade Stores – damit ihr sicher sein könnt, dass weder Mensch noch Erde unter unserem Konsum leiden […]