Einmal auf dem roten Samt im Schauspielhaus Platz nehmen, im Großen Saal der Elbphilharmonie klassischer Musik lauschen oder ins Kino gehen: Die Kulturfreikarte ermöglicht ab 1. November wieder kostenlose Kulturerlebnisse für Studierende. Wie ihr sie bekommt und für was sie alles gilt.

Theater, Kino, Oper – das alles kostet Geld. Nicht jede*r Studierende kann sich das leisten. Hier setzt die Kulturfreikarte an: Bachelor- und Masterstudierende im ersten und zweiten Semester können ab 1. November 2023 bis 28. Februar 2024 wieder kostenlos in Hamburg, Lübeck und Kieler Kultur genießen. Im aktuellen Semester nehmen 32 Theater, 21 Museen und zwei Kinos an dem Projekt teil. Eine Übersicht findet sich hier. Fast alle staatlichen Universitäten und Hochschulen Hamburgs beteiligen sich daran. Die Verteilung der Freikarte regelt jede Universität individuell. Wer noch keine Freikarte erhalten hat, sollte sich bei seinem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) informieren.

Die FINK.HAMBURG-Redaktion hat sich bei Erstsemestern an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) umgehört, wie und ob sie die Möglichkeit nutzen wollen. Einige von ihnen planen schon ihre ersten Besuche im Schauspielhaus, im Museum für Kunst und Gewerbe, der Elphi oder im Kino. Doch nicht alle wissen, dass es die Kulturfreikarte gibt. Bei einigen ist die Karte noch unter anderen Willkommensgeschenken in der Goodiebag aus der Orientierungswoche vergraben.

“Die Freikarte soll ein Willkommensgeschenk zum Studienstart sein”, so Sylvia Bell, Projektleiterin der Freikarte. Das Projekt ist bereits im vierzehnten Jahr. Ziel sei es, Studienanfänger*innen mit der lokalen Kulturszene vertraut zu machen und dauerhaft für Kultur zu begeistern.

Kurz erklärt: Was ist die Kulturfreikarte?

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Kultur in Krisenzeiten: Können Studierende Publikumszahlen steigern?

Die jungen Leute abholen – darauf setzen nicht nur die einzelnen Kulturinstitutionen oft einen besonderen Fokus, sondern auch die Hamburger Kulturbehörde. Seit der Corona-Pandemie schwanken die Publikumszahlen bei Konzerten, Theatern und Ausstellungsbetrieben laut Hamburg.de stark. Durch eine jährliche Umfrage soll nun das Kulturpublikum genauer analysiert und insbesondere die Interessen des jungen Publikums verstanden werden. 2023 starteten die ersten Befragungen mit insgesamt 150.000 Teilnehmenden, so Pressesprecherin Anja Bornhöft von der Behörde für Kultur und Medien.

Auf einen Blick

Was? Kulturfreikarte für Studierende im ersten und zweiten Semester nahezu aller staatlich anerkannten Hochschulen Hamburgs.

Wann? Gültig vom 1. November 2023 bis zum 28. Februar 2024.

Wo? Die Freikarte kann in der Regel beim Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta) abgeholt werden.

Wie? Um Tickets zu erhalten, reicht es normalerweise aus, die Freikarte vorzulegen. Für Theaterbesuche stehen online Restkarten zur Verfügung.

Wer? Eine vollständige Liste der teilnehmenden Kulturinstitutionen gibt es hier.

Wichtig! Die Kulturfreikarte ist nur mit Namen und zusammen mit einem Studierendenausweis gültig.

Das Konzept der Freikarte soll die Kulturmetropolen-Strategie laut Projektkoordinatorin Sylvia Bell unterstreichen. Durch den Wegfall der Kosten könne die erste Hemmschwelle beim Theater- oder Museumsbesuch überwunden werden. Etwa 15.000 Studierende würden die Freikarte jährlich nutzen, so Bell.

Wer nimmt teil?

Das Metropolis-Kino ist erst zum zweiten Mal dabei und das mit Erfolg. Hunderte Freikarten-Nutzer*innen seien seit dem letzten Jahr als regulär zahlende Besucher*innen wiedergekommen. “Sie sind Teil unseres sich verjüngenden Stammpublikums geworden.”, so Nils Daniel Peiler vom Metropolis-Kino.

Das Thalia Theater war eines der ersten Partner des Projekts und unterstützt die Idee bis heute. “Wir wollen ein möglichst diverses Publikum ansprechen, wobei die junge Generation eine besondere Aufmerksamkeit verdient”, so Martin Bosmeier aus dem Vertrieb vom Thalia Theater. Im Projektzeitraum 2022/23 kamen nach eigenen Angaben etwa elf Studierende pro Tag mit der Freikarte ins Thalia Theater. In der Staatsoper haben im selben Jahr sogar 3000 Studierende das Angebot genutzt. Im Ohnsorg-Theater habe sich die Freikarte seit vielen Jahren fest etabliert und zu einer größeren Nachfrage beim jüngeren Publikum geführt.

In der Elbhilharmonie wird die Freikarte ebenfalls gut angenommen, so Pressesprecher Dr. Martin Andris. Das Konzerthaus versucht sich aber auch mit weiteren Angeboten für junge Menschen bewusst nicht nur an Studierende und junge Akademiker*innen zu richten. Eine Erweiterung der Freikarte ist in diesem Sinne derzeit nicht vorgesehen. “Es gab Anfragen und Ideen dazu, aber das könnten wir technisch und finanziell gar nicht hinbekommen”, so die Projektkoordinatorin Sylvia Bell.

Anne Paulsen, geboren 1996 in Itzehoe, hat Flugangst, reiste nach dem Abitur aber trotzdem für ein Jahr auf die von der Klimakrise bedrohte Pazifikinsel Kiribati. Sie unterrichtete, pflanzte Mangroven und begann zu bloggen. Später schrieb sie für kleinere Magazine und eine NGO über Klimawandel und Nachhaltigkeit. In Hamburg studierte sie Religionswissenschaft. Auf den Salomonen hat sie den ersten Frauenboxkampf mitorganisiert und stieg auch selbst in den Ring. Einen Poetry Slam ohne Wettkampfcharakter zu organisieren, steht noch auf ihrer To-Do-Liste – dann würde sie sich vielleicht mit einem eigenen Gedicht auf die Bühne trauen. (Kürzel: apa)