Kleider, Kimchi, Kalligrafie – für einen Kurztrip nach Südkorea mussten Besucher der Langen Nacht der Konsulate nur zum Axel-Springer-Platz fahren. Ziel des Abends: In kurzer Zeit möglichst viel an- und ausprobieren.
Der Aufzug spült neue Gäste in den dritten Stock. An das Geländer des sonst eher schlichten Treppenhauses hat jemand Papierfächer geheftet, über die sandfarbenen Fliesen großformatige Kalligraphie-Banner gehängt. Kaum sind die Gäste ausgestiegen, werden sie von der koreanischen Effizienz erfasst. „Wollen Sie typisch koranische Kleidung anprobieren?“, grüßt ein Konsulatsmitglied und schiebt die Gruppe regelrecht in den Anprobierraum.
Tracht mit Micky-Maus-Ohren
An der rechten Seite des Raums hängen auf Kleiderstangen in leuchtendem Pink, Gelb, Blau, Grün und Rot koreanische Trachten. Auf einem Beistelltisch stapeln sich Hüte, die entfernt an Micky-Maus-Ohren erinnern. Vor dem Fenster steht eine Mini-Pagode, in der Ecke ziehen sich hinter einem Paravent Gäste um und dazwischen wuseln Menschen. „Anprobieren, ja?“, fragt eine Konsulatsmitarbeiterin und schon hat man ein Kleid in der Hand. „Schuhe aus“, kommandiert sie mit einem Lächeln und hilft einem anderen Gast in eine gelb-glänzende Ballonhose. Anschließend wird er zu einer Fotowand gelotst. „In die Kamera gucken“, ordert eine Helferin und drückt auf den Auslöser des Selfie-Automaten.
Rezept für koreanischen Zimttee (Sujeonggwa)
- 2 Liter Wasser
- 4 Zimtstangen
- 2-3 cm Ingwerwurzel
- Pinienkerne
- Honig
Raus aus der Kleidung. „Did you have Korean food yet?“ Nein? Direkt weiter in den nächsten Raum. Auf stilechten Pommes-Pappschälchen gibt es dort koreanische Küche – Kimchi, scharfe Reisküchlein, geschmortes Rindfleisch und vegetarische Glasnudeln. Die mutigen Besucher nehmen dazu Essstäbchen, für alle anderen gibt es Plastikgabeln. Das große Highlight ist der rötliche Zimt-Eistee – das koreanische Pendant zum Franzbrötchen. Die süße Mischung aus Zimt, Honig und Pinienkernen mildert das Brennen vom Essen im Mund. Weiter geht es zur Kalligrafie-Stunde.
FINK.HAMBURG lernt Kalligrafie
Glaube, Liebe, Hoffnung – die üblichen Vorlagen für tiefgründige Tattoos auf Koreanisch haben die Mitarbeiter bereits auf dem Tisch ausgelegt. Jetzt sind die Besucher dran. Wer keinen Klischeeschriftzug abzeichnen möchte, kann sich von den Kalligrafie-Expertinnen den eigenen Namen übersetzen lassen.
Aber was heißt eigentlich „FINK“ auf Koreanisch? Anscheinend eine ziemlich schwere Frage. „Die Laute lassen sich nicht eins zu eins ins Koreanische übertragen“, erläutert eine der Expertinnen. Im Koreanischen gebe es nämlich keine „F“-Laute. „FINK“ würde dann zu „Pink“ oder „Ink“. Stattdessen tunkt sie den dicken Pinsel in die schwarze Farbe und zeichnet 되새 – Koreanisch für „kleiner Vogel“. Sie wickelt das Pergamentpapier sorgfältig in Küchenrolle und Backpapier ein und übergibt das Paket mit einem Lächeln. Die Kunst der Kalligrafie ist nicht nur in diesem Konsulat zu bewundern. Auch im Konsulat der Islamischen Republik Iran stellt eine Künstlerin ihre Werke vor.
Zum Abschluss noch ein zweiter Becher Zimttee – und weiter geht es zum nächsten Konsulat.
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