Zwischen alten Stadtvillen und protzigen Neubauten steht in Harvestehude das französische Konsulat. Vor der alten, weißen Villa stehen drei Menschen, die Zigaretten rauchen, ein Glas Wein trinken und laut lachen. Beim Betreten des Konsulats schlägt einem der Geruch von Wein, Käse und Kaffee entgegen. So stellt man sich Frankreich vor.
Kaffee vs. Café
Der Anblick der großen Kaffeemaschine im Flur ist zunächst etwas befremdlich. Latte Macchiato, Cappuccino und Co. stammen doch ursprünglich aus Italien. Aber auch in Frankreich gibt es eine lange Kaffee-Tradition. Die unterscheidet sich allerdings stark von dem, was deutsche oder italienische Kaffeetrinker als Genuss empfinden. Die Franzosen trinken ihren Café noch genauso, wie es vor Jahrzehnten üblich war. In einer kleinen Tasse und aus der verhältnismäßig scharfen Robusta-Bohne gebraut. Da verwundert es nicht, dass die deutschen Gäste des Konsulats nach einer Kostprobe die Nase rümpfen.
Hamburg gehörte im 19. Jahrhundert zu Frankreich
Ein freundliches „Bonjour, Bienvenue“ am Eingang und schon muss man weitergehen. Von hinten drängen die nächsten Gäste. Das zweistöckige Gebäude mit hohen Decken und Fenstern ist hell und freundlich. An den Wänden hängen schwarz-weiß Fotografien aus ganz Frankreich. Auf einer kleinen Bühne spielt eine Band schnellen Jazz. Die Zuschauer klatschen und wippen mit den Köpfen.
Hamburg und Frankreich verbindet eine lange Geschichte. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde Hamburg über mehrere Jahre von Frankreich besetzt – 1811 sogar vollständig in das französische Kaiserreich eingegliedert. 1814 mussten die Franzosen die Hansestadt allerdings wieder freigeben. Bis heute merkt man diese Nähe, auch in der Sprache. Im Hamburgischen gibt es den Ausdruck “Fisimatenten machen”, also Dummheiten anstellen. Der stammt ursprünglich aus dem Französischen. Angeblich forderten französische Soldaten junge Frauen mit dem Ausdruck “Visite ma tente!” auf, sie in ihrem Zelt zu besuchen.
Die Senatorin im Garten
Durch den Keller, in dem ein Bücherbazar stattfindet, gelangt man in den Garten. Auf dem ungemähten Rasen und zwischen verwilderten Hibiskus-Büschen haben sich kleine Gruppen gebildet. Kurz herrscht Stille, denn der Leiter des Institut Francaise kommt mit der Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen Dorothee Stapelfeldt die Treppen hinauf.
In der Villa steht inzwischen eine riesige Leinwand auf der Bühne. Eine Künstlerin schreibt die Worte „Liberté, Egalité, Fraternité“ in den Farben der französischen Flagge auf den Stoff. Danach verwischt sie die Worte und ein orange-rotes Gemälde entsteht.
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