In “A violent desire for joy” zeigt Regisseur Clément Schneider, wie die Französische Revolution im französischen Hinterland ankommt. Mönch Gabriel muss sich zwischen seinem Leben im Kloster und dem eines Kämpfers entscheiden.
Der monotone Gesang der Mönche hallt durch die Klosterkapelle. Gabriel liest in seiner Bibel, dann schaut er hoch. Seine Glaubensbrüder sitzen andächtig neben ihm. Der friedliche Moment endet abrupt: Geschrei ertönt, Menschen rennen in die Kirche, stimmen ein Kriegslied an. Kämpfer der französischen Revolution nehmen das Kloster ein. Sie herrschen nun über Land und Mönche.
“A violent desire for joy” (OT “Un violent désir de bonheur“) spielt zur Zeit der Französischen Revolution. Statt Kampfszenen zeigt Regisseur Clément Schneider aber vor allem idyllische Bilder – die Wiesen und Berge der Provence, lange Gesprächsszenen, das Kloster der Mönche – hinterlegt mit Chorgesängen. Wenige Taten und lange Gespräche machen den Spielfilm zäh.
Wenig friedlich sieht es in Mönch Gabriel aus. Er ist mit den anstehenden Entscheidungen überfordert: Will er im Kloster bleiben oder sich den Soldaten anschließen? Während er die Kämpfer beobachtet, ihnen zuhört, ist seine Unentschlossenheit offensichtlich.
Im Versuch sich den Soldaten anzuschließen, tauscht Gabriel Kutte gegen Uniform und nennt sich fortan Francois. Doch er kommt mit der neuen Situation nicht klar, dass er Menschen verhaften muss und einen Dorfbewohner tötet. Ganz nebenbei lernt er die schöne Marianne kennen. Als die Soldaten wieder aufbrechen und auch die Mönche das Kloster verlassen, bleibt sie mit ihm zurück. Die beiden kommen sich näher und Gabriel muss eine Entscheidung treffen.
Revolution nicht im Fokus
Schauspieler Quentin Dolmaire, der den jungen Mönch spielt, zeigt sich in seinem fünften Spielfilm sehr überzeugend. Im Jahr 2016 war Dolmaire für den César Award, den nationalen Filmpreis Frankreichs nominiert, als bester Nachwuchsdarsteller im Film “Trois souvenirs de ma jeunesse”.
Trotzdem hinterlässt der Film viele offene Fragen und unverständliche Szenen. Warum war Gabriel der einzige junge Mönch im Kloster? Warum verließen die anderen Mönche das Kloster ohne ihn zu benachrichtigen? Und warum kommt Marianne mit den Kämpfern ins Kloster?
Wer einen Film erwartet, in dem kriegerische Handlungen im Vordergrund stehen, wird enttäuscht: Diese bilden nur den Rahmen. Ein Grund ist, dass der Film im Jahr 1792 spielt, drei Jahre nach Beginn der Französischen Revolution. Während die Aufstände in den Städten bereits fortgeschritten war, wurden die ländlichen Regionen Frankreichs erst nach und nach von den Kämpfern erreicht. Abgelegene Regionen erfuhren erst später vom Erfolg der Revolution.
“A violent desire for joy” feierte beim Filmfest Hamburg seine Deutschlandpremiere. Es ist der zweite Film in Spielfilmlänge von Clément Schneider. Er erschien zudem in der Kurzfilmversion “1792, à l’ombre des chapelles”.