FINK.HAMBURG-Redakteure haben auf dem Weg zum Campus einige Car- und Ridesharing-Dienste getestet. In der wöchentlichen Serie teilen sie ihre Erfahrungen. Diesmal: Volkswagen macht Ridesharing elektronisch.
Eine neue Kampagne fürs Fahrradfahren, die Erlaubnis zur Benutzung von E-Tretrollern auf Hamburgs Fahrradwegen und Elektrobusse als Sammeltaxis: Hamburg setzt vermehrt auf nachhaltige Mobilität. Lohnt es sich bis zur nächsten Stadtrad-Station zu laufen, wenn mal alle Fahrräder ausgeliehen sind und fahren die Elektrobusse von Moia wirklich immer leer durch die Gegend? Darum geht es im fünften Teil der Serie.
MOIA gibt es schon seit einiger Zeit in Hannover. Der voll-elektronische Mobilitätsdienst von Volkswagen hat Mitte April 2019 seinen Fahrdienst auch in Hamburg gestartet. Zuerst war die Flotte in Hamburg auf 200 Fahrzeuge begrenzt. Am 2. Juli hob das Oberverwaltungsgericht den Beschluss im Eilverfahren auf. Nun dürfen in Hamburg vorläufig bis zu 500 Fahrzeuge fahren.
Die Erwartungen sind groß – VW verspricht eine Dienstleistung, die mehrere Passagiere durch algorithmus-gesteuerte Planung aufsammelt und schnellstmöglich an ihr Ziel bringt.
Nahezu geräusch- und emissionslos durch Hamburg
Die Fahrt morgens um 8.30 Uhr von Ottensen nach Eilbek, verläuft kompliziert. Die App bietet keine „jetzt“ oder „in 5+ Minuten“ an. Dann halt in „10+ Minuten“. Nach 17 Minuten erscheint der goldschwarze VW-Kleinbus.
Das Fahrzeug ist sehr sauber, beinahe steril. Die Ausstattung hochmodern: Jeder Mitfahrer hat einen futuristisch wirkenden Einzelsitz mit weißer Kunstlederoberfläche, USB Anschluss und Licht. Der Boden ist mit Parkettimitat ausgelegt und die Seitenverkleidung wirkt in schwarz gold sehr hochwertig. Der Fahrer drückt auf’s Gas und der Elektrobus fährt los wie ein aufgezogener Spielzeugwagen. Die Beschleunigung ohne Motorengeräusch bestärkt den Eindruck sich in einem Raumschiff zu befinden.
Alles mucksmäuschenstill
Der Fahrer schweigt die meiste Zeit, antwortet nur, wenn er angesprochen wird – das ist Teil des “Moia Konzeptes”. Die Fahrer sollen so wenig Kontakt wie möglich aus ihrem Cockpit heraus zu den Fahrgästen haben. So kommt erst gar nicht das Gefühl auf, man befinde sich in einem klassischen Taxi. Der Fahrer schweigt, der Motor kaum hörbar – alles mucksmäuschenstill.
Der Moia-Fahrer wird durch ein riesiges Tablet navigiert. Er muss sich auch strikt an die vorgegebene Route halten – auch wenn der Passagier, wie in diesem Fall, vielleicht eine kürzere Strecke kennt. Nach 30 Minuten schweigender Fahrt ist das Ziel erreicht. Trotz Stau und teils unnötigen Umwegen ist der Preis in Ordnung. Die Moia-Fahrt ist nicht günstig, aber günstiger als Car2Go oder DriveNow. Fest steht, tatsächlich funktioniert Moia noch nicht wie gewünscht. Die Möglichkeit, emissionsarm durch Hamburg gefahren zu werden, gefällt mir allerdings.
Elektro ist dein Ding – du willst aber lieber selbst fahren? Lies gerne unsere Erfahrungen mit Emmy.
Du schwingst Dich lieber in den Sattel? Dann lies hier den Testbericht über Stadtrad Hamburg.
Titelillustration: Sarah J. Ejim